Herausforderungen gemeistert: PORT OF KIEL zieht positive Bilanz für 2024
Ratgeber Wirtschaft
Stadtinfo Kiel am Wasser
Der PORT OF KIEL blickt trotz eines anspruchsvollen Marktumfeldes auf ein zufriedenstellendes Ergebnis im Jahr 2024 zurück. Mit einem Frachtvolumen von 7,6 Mio. Tonnen und 2,7 Mio. Passagieren liegt der Hafen nur leicht hinter den Rekordergebnissen des Vorjahres. Für die kommenden fünf Jahre sind Investitionen in Höhe von 70 Mio. Euro geplant.

Während die Mengen auf den skandinavischen Fährverbindungen rückläufig waren, erlebte das Frachtvolumen Richtung Baltikum und das schwedische Papiergeschäft ein deutliches Wachstum. Die Entwicklung in Skandinavien bleibt auch für das Jahr 2025 spannend, doch der Hafen zeigt sich optimistisch, dass es insgesamt eine leichte Erholung geben wird.
Der Ostuferhafen, der knapp die Hälfte des Gesamtumschlags im Kieler Hafen ausmacht, entwickelte sich positiv. Die Route Richtung Baltikum verzeichnete bereits das zweite Jahr in Folge ein Wachstum und schloss mit 2,74 Mio. Tonnen ab (+4,5%). Auch das Papiergeschäft, vor allem zu Jahresbeginn, schloss mit einem deutlichen Zuwachs von 10 Prozent ab (Gesamtergebnis 744.000 Tonnen).
Intermodalverkehr kämpft mit Herausforderungen
Der Intermodalverkehr (Transport über zwei oder mehr Verkehrsmittel) im Kieler Hafen leidet unter der sanierungsbedürftigen Eisenbahninfrastruktur und den stetig steigenden Trassenpreisen. Die Zahl der umgeschlagenen Einheiten sank auf 13.000. Die Klage der EU, dass die DB Cargo rentabel sein muss, führte zu Preiserhöhungen. Zudem zieht sich die DB Cargo insgesamt aus der Region zurück. Der Hafen sucht daher nach alternativen Speditionsanbietern.
Kreuzfahrtbranche mit solidem Ergebnis
Trotz einer geringeren Zahl an Anläufen als in den Vorjahren konnte die Kreuzfahrtbranche aufgrund der guten Buchungslage der Schiffe mit einem hohen Ergebnis abschließen. 184 Kreuzfahrtschiffe mit insgesamt 1,1 Mio. Passagieren liefen den Kieler Hafen an.
Für die Saison 2025, die im April beginnen wird, erwartet der Hafen insgesamt 175 Kreuzfahrtanläufe. Da die Hälfte der erwarteten Hochseekreuzfahrtschiffe bereits in den letzten Saisons Landstrom in Kiel genutzt haben, rechnet man für die kommende Kreuzfahrtsaison mit einer Versorgungsquote von 80%.
Landstromversorgung als Zukunftsinvestition
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Der Kieler Hafen verfügt über Landstromanlagen an allen Fähr- und Kreuzfahrtterminals und versorgt bereits jetzt 60 Prozent aller Anläufe von Fähr- und Kreuzfahrtschiffen mit Ökostrom. Am Ostseekai, einem der beiden großen Kieler Kreuzfahrtterminals, befindet sich aktuell eine Erweiterung der bestehenden Landstromanlage im Bau. Diese soll es ab Herbst 2025 ermöglichen, zwei Kreuzfahrtschiffe parallel mit Landstrom zu versorgen.
Der Druck, auf Landstrom umzustellen, kommt auch von der EU: Nach der Vereinbarung "Fit for 55" müssen Schiffe bis 2030 emissionsfrei versorgt werden. Landstrom ist dabei die realistischere und zielführendere Lösung im Vergleich zu alternativen Treibstoffen. Das erklärte Ziel für das kommende Jahr ist es, sieben Schiffe gleichzeitig mit Landstrom versorgen zu können.
Investitionen in die Zukunft
Der PORT OF KIEL plant, in den kommenden fünf Jahren 70 Mio. Euro zu investieren. Davon sollen 10 Mio. Euro in den Ausbau der Landstromversorgung fließen. Weitere Projekte umfassen die Erweiterung von Hafenflächen, den Bau zusätzlicher Photovoltaikanlagen und die Installation von E-Ladesäulen für Pkw und Lkw.
Um das Hafenvorfeld zu erweitern, sollen die Hallen der Getreide AG abgerissen werden. Die Übernahme der Hälfte des alten Kohlekraftwerks ist angedacht, hat aber aktuell keine Priorität.
Passagierverkehr mit positiven Aussichten
Dirk Hundertmark, Geschäftsführer von Color Line, blickt optimistisch in die Zukunft. Zwar blieb das Ergebnis 2024 hinter dem Rekordjahr 2023 zurück, dennoch sieht er genug Potenzial, um 2025 mit Ambitionen zu starten. Trotz des hohen Zinsniveaus und eines daraus resultierenden Rückgangs im privaten Bausektor in Norwegen sowie schwächelnder skandinavischer Kronenwährungen konnte Color Line im vergangenen Jahr eine stabile Zahl norwegischer Gäste verzeichnen. Dafür ließ der Transport bestimmter Güter wie beispielsweise Baustoffen nach.
Das gestiegene Bedürfnis der Deutschen, nach Norwegen zu reisen, zeigt sich in einem ungebrochenen Campingtrend. Nur 15 Prozent der Gäste in Norwegen übernachten in Hotels. Der naturnahe Urlaub in Norwegen ist gefragt, was sich auch in den vielversprechenden Vorbuchungszahlen für 2025 widerspiegelt.
Mikko Juelich, Trade Director von Stena Line, berichtet von einem Rückgang bei den unbegleiteten Transporteinheiten, dafür aber von einem Wachstum bei den begleiteten Einheiten und im Passagierbereich. Stena Line plant Investitionen in Kabinen, um den Reisekomfort weiter zu erhöhen.
Thomas Ipsen von DFDS Seaways spricht von einer Fahrplanreduktion zur CO2-Reduktion. Trotz der geopolitischen Lage setzt DFDS auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Stadthafen und hat für 2025 ambitionierte Pläne.
Bilanz
Der PORT OF KIEL hat laut Geschäftsführer Dr. Dirk Claus die Herausforderungen des Jahres 2024 gemeistert und blickt optimistisch in die Zukunft. Trotz Rückgängen in einigen Bereichen konnten in anderen Wachstum und positive Entwicklungen verzeichnet werden. Mit gezielten Investitionen in Landstrom, Hafeninfrastruktur und erneuerbare Energien stellt sich der Hafen für die Zukunft auf.
Die Kreuzfahrtbranche zeigt sich solide, und der Passagierverkehr hat mit dem gestiegenen Interesse an Norwegen-Reisen und dem anhaltenden Campingtrend positive Aussichten. Die Zusammenarbeit mit den Reedereien Color Line, Stena Line und DFDS verspricht auch für 2025 eine erfolgreiche Entwicklung.
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