Ökogas als klimaneutrale Alternative?

Für viele, die ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren möchten, stellt das neue Biogas eine nennenswerte Alternative zum herkömmlichen Gas dar. Aber was steckt wirklich dahinter und was muss man beim Wechsel zu Ökogas alles beachten?

Rapsfelder, © blickpixel / Pixabay
Rapsfelder, © blickpixel / Pixabay

CO2-neutrale Autos, verschiedenste nachhaltig produzierte Waren, klimaneutrale Häuser und biologisch wertvolle Lebensmittel – es gibt mittlerweile zahlreiche Produkte, die den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (oder kurz CO2) senken und den Einfluss auf das Klima bei uns in Schleswig-Holstein und dem Rest von Deutschland zum Teil deutlich verbessern sollen.

Dazu gehört auch das sogenannte Bio- beziehungsweise Ökogas, aber was ist das eigentlich genau? Wie und womit wird es produziert? Welche Vorteile bringt es dem Verbraucher? Und worauf sollte man achten, wenn man zu Ökogas wechseln möchte?

Der Klimawandel betrifft uns alle – und bekanntlich kann jeder von uns etwas tun, um nachhaltiger zu leben und den eigenen CO2-Ausstoß zu reduzieren. Die Landeshauptstadt Kiel geht dabei mit gutem Beispiel vor, was nicht zuletzt die Auszeichnung mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021 beweist.

Und damit auch der Rest von Schleswig-Holstein noch umweltfreundlicher wird, sind natürlich auch die Bürger in der Pflicht etwas zu ändern, zum Beispiel durch einen Wechsel zu klimaneutral-produziertem Gas. Doch bevor man sich nun blindlings irgendeinen Ökogas-Anbieter sucht und am Ende mit einem viel zu teuren Tarif abgespeist wird, gilt es im ersten Schritt zu verstehen, worum es sich bei Ökogas eigentlich konkret handelt, wie es produziert wird und inwiefern es tatsächlich dazu beiträgt, die Emissionen zu senken.

Lohnt sich der Wechsel zu Ökogas?

Bevor wir näher auf die potentiellen Vorteile und den Herstellungsprozess von Öko- respektive Biogas eingehen, sei vorab gesagt, dass es mittlerweile zahlreiche Ökogas-Anbieter gibt, die mit allen Mitteln um die Gunst des Kunden buhlen und dabei leider auch immer wieder Schönfärberei betreiben. Daher sollte man sich vor einem Wechsel auf jeden Fall die Zeit nehmen, um sämtliche Angebote ganz in Ruhe online miteinander zu vergleichen.

Gut zu wissen: Jeder, der einen eigenen Gaszähler im Haus oder in der Wohnung hat, kann zu Ökogas wechseln. Mieter von Wohnungen, deren Gaskosten von dem Vermieter auf den Mieter umgelegt werden, müssen den Wechsel hingegen erst mit dem Vermieter absprechen. Ob sich der Wechsel auch finanziell lohnt, lässt sich jedoch nicht pauschal sagen, da die Preise von dem gewählten Anbieter, dem Wohnort und den verschiedenen Tarifoptionen abhängt.

Was ist Ökogas und wie wird es produziert?

Der Oberbegriff Ökogas beschreibt im Allgemeinen CO2-neutrales beziehungsweise klimaneutrales Gas, allerdings gibt diese Sammelbezeichnung weder Aufschluss über die Herkunft, noch über die genaue Zusammensetzung des Gases. Wichtig: Da die Gasversorger in Deutschland die Emissionszertifikate recht einfach kaufen können, um damit ihre CO2-Neutralität zumindest auf dem Papier zu verbessern, sollte man darauf achten, dass es sich dabei um echtes Biogas handelt.

Denn nur diese spezielle Gasart entsteht durch die kontrollierte anaerobe Vergärung organischer Stoffe, wie zum Beispiel von Bioabfällen aus den privaten Haushalten oder als Nebenprodukt der Landwirtschaft und der Industrie.

Zwar wird auch bei der Verbrennung von Biogas Kohlenstoffdioxid freigesetzt, allerdings wurde dieser CO2-Anteil bereits schon während des Wachstums der organischen Stoffe in nahezu gleicher Menge aufgenommen, sodass Biogas im Vergleich zu dem aus fossilen Quellen stammenden normalen Erdgas tatsächlich als erneuerbare und nachhaltige Energiequelle angesehen werden kann.

Welche Vorteile ergeben sich für den Verbraucher?

Wer beim Heizen Energie sparen möchte und deshalb auf Öko- beziehungsweise Biogas setzt, kann damit seinen persönlichen CO2-Fussabdruck verbessern und gleichzeitig das eigene Gewissen beruhigen – ganz ähnlich also wie bei der Stromerzeugung durch regenerative Energieträger wie Sonne und Windkraft. Darüber hinaus erreicht man auf diesem Wege eine gewisse Unabhängigkeit von fossilen Quellen, die ja bekanntlich nicht unendlich verfügbar sind.

Ein weiterer Vorteil: Wenn immer mehr Haushalte reines Biogas nutzen möchten, müssen die Anbieter automatisch nachziehen, sich verstärkt auf diese nachhaltige Methode fokussieren und die Produktion von erneuerbaren Energien dementsprechend weiter ausbauen. Und wenn mehr dieser Anlagen gebaut werden, kann die Gewinnung von Biogas noch besser dezentralisiert werden. Zudem profitieren übrigens auch Bauherren von Biogas, da dessen Nutzung dabei hilft, die energetischen Anforderungen eines Neubaus besser und einfacher erfüllen zu können.

Das Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass die Verwendung von Ökogas grundsätzlich dabei helfen kann, die CO2-Emissionen zu senken und die Energieversorgung nachhaltig zu verbessern. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass die sogenannten Energiepflanzen (wie unter anderem Mais und Raps), die für die Erzeugung von Biogas zwingend notwendig sind, sehr viel Anbaufläche benötigen – und wenn diese beispielweise erst durch die Abholzung von Wäldern geschaffen werden muss, kann die Energiegewinnung aus Biomasse unter Umständen sogar klimaschädlich sein.

Zusätzlich dazu muss die benötigte Biomasse gerade bei großen Produktionsanlagen teilweise über weite Strecken per LKW angeliefert werden, was ebenfalls nicht wirklich nachhaltig ist. Alles in allem lässt sich also sagen: Ökogas lohnt sich vor allem dann, wenn die Infrastruktur eine nachhaltige und klimaneutrale Produktion ermöglicht – und praktischerweise ist Deutschland derzeit auf einem guten Weg, dieses Ziel in absehbarer Zeit zu erreichen.

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