Ökogas als Alternative zu Erdgas: Lohnt sich der Wechsel?
Ratgeber Umwelt & Recycling
CO2-neutrale Autos, verschiedenste nachhaltig produzierte Waren, klimaneutrale Häuser und biologisch wertvolle Lebensmittel – es gibt mittlerweile zahlreiche Produkte, die den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (oder kurz CO2) senken und den Einfluss auf das Klima bei uns in Schleswig-Holstein und dem Rest von Deutschland zum Teil deutlich verbessern sollen. Auch beim Heizen gibt es mit Bio- bzw. Ökogas eine vermeintlich umweltfreundliche Option. Doch was steckt dahinter? Wie und womit wird es produziert? Welche Vorteile bringt es dem Verbraucher? Wo liegen die Grenzen? Und worauf sollte man achten, wenn man zu Ökogas wechseln möchte?
Der Klimawandel betrifft uns alle – und bekanntlich kann jeder von uns etwas tun, um nachhaltiger zu leben und den eigenen CO2-Ausstoß zu reduzieren. Die Landeshauptstadt Kiel geht hier seit Jahren mit gutem Beispiel vor: Gemeinsam mit dem Kieler Nachhaltigkeitszentrum werden zahlreiche Angebote auf den Weg gebracht und die Auszeichnung mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis im Jahr 2021 hat einen wichtigen Meilenstein gesetzt und zeigt, dass Klimaschutz und nachhaltige Stadtentwicklung in Kiel ernst genommen werden. Und damit auch der Rest von Schleswig-Holstein noch umweltfreundlicher wird, sind natürlich auch die Bürger in der Pflicht etwas zu ändern, zum Beispiel durch einen Wechsel zu einem Ökogas-Tarif. Bevor man sich vorschnell für irgendeinen Ökogas-Anbieter entscheidet und am Ende womöglich in einem überteuerten Tarif landet, sollte man zunächst verstehen, was genau hinter Ökogas steckt, wie es hergestellt wird und in welchem Maß es tatsächlich dazu beiträgt, Emissionen zu reduzieren.
Lohnt sich der Wechsel zu Ökogas?
Bevor wir näher auf die potenziellen Vorteile und den Herstellungsprozess von Öko-respektivem Biogas eingehen, sei vorab gesagt, dass es mittlerweile zahlreiche Anbieter gibt, die mit großem Marketingaufwand werben und dabei leider auch immer wieder Schönfärberei betreiben. Daher sollte man sich vor einem Wechsel auf jeden Fall die Zeit nehmen, um sämtliche Angebote ganz in Ruhe online miteinander zu vergleichen und den besten Ökogas-Anbieter zu ermitteln.
Gut zu wissen: Jeder, der einen eigenen Gaszähler im Haus oder in der Wohnung hat, kann zu Ökogas wechseln. Mieter von Wohnungen, deren Gaskosten vom Vermieter auf den Mieter umgelegt werden, müssen den Wechsel hingegen erst mit dem Vermieter absprechen. Ob sich der Wechsel auch finanziell lohnt, lässt sich nicht pauschal sagen, da die Preise von dem gewählten Anbieter, dem Wohnort und den verschiedenen Tarifoptionen abhängen.
Zudem haben die Turbulenzen auf den Energiemärkten in den letzten Jahren gezeigt, dass sowohl konventionelle als auch Ökogas-Tarife starken Preisschwankungen unterliegen können. Ökogas ist daher in der Regel nicht automatisch günstiger als herkömmliches Gas, sondern eher eine bewusste Entscheidung mit Fokus auf Klimaschutz.
Was ist Ökogas und wie wird es produziert?
Mit dem Oberbegriff Ökogas werden im Allgemeinen Gastarife bezeichnet, die als CO2-neutral oder klimaneutral vermarktet werden, allerdings gibt diese Sammelbezeichnung weder Aufschluss über die Herkunft noch über die genaue Zusammensetzung des Gases.
Wichtig: Da die Gasversorger in Deutschland die Emissionszertifikate recht einfach kaufen können, um damit ihre CO2-Neutralität zumindest auf dem Papier zu verbessern, sollte man darauf achten, dass es sich auch wirklich um echtes Biogas handelt. Denn nur diese spezielle Gasart entsteht durch die kontrollierte anaerobe Vergärung organischer Stoffe, wie zum Beispiel von Bioabfällen aus der Biotonne privater Haushalte oder als Nebenprodukt der Landwirtschaft und der Industrie. Zwar wird auch bei der Verbrennung von Biogas Kohlenstoffdioxid freigesetzt, allerdings wurde dieser CO2-Anteil schon während des Wachstums der organischen Stoffe in nahezu gleicher Menge aufgenommen, sodass Biogas im Vergleich zu dem aus fossilen Quellen stammenden normalen Erdgas tatsächlich als erneuerbare und nachhaltige Energiequelle angesehen werden kann.
Außerdem gewinnen erneuerbare Gase wie synthetisches Methan aus Power-to-Gas-Anlagen an Bedeutung, spielen im heutigen Wärmemarkt aber noch eine eher untergeordnete Rolle.
Welche Vorteile ergeben sich für den Verbraucher?
Wer beim Heizen seinen CO2-Fußabdruck verbessern möchte und deshalb auf Öko- beziehungsweise Biogas setzt, kann damit seinen eigenen Teil zur Energiewende beitragen – ganz ähnlich also wie bei der Stromerzeugung durch regenerative Energieträger wie Sonne und Windkraft. Darüber hinaus erreicht man auf diesem Weg eine gewisse Unabhängigkeit von fossilen Quellen, die ja bekanntlich nicht unendlich verfügbar sind. Ein weiterer Vorteil: Wenn immer mehr Haushalte reines Biogas nutzen möchten, müssen die Anbieter automatisch nachziehen, sich verstärkt auf diese nachhaltige Methode fokussieren und die Produktion von erneuerbaren Energien dementsprechend weiter ausbauen. Und wenn mehr dieser Anlagen gebaut werden, kann die Gewinnung von Biogas noch besser dezentralisiert werden.
Energiesparen im Alltag bleibt trotzdem ein eigenständiger, wichtiger Baustein, etwa durch bewusstes Heizverhalten, gute Dämmung und effiziente Heiztechnik. Nur im Zusammenspiel aus erneuerbaren Energieträgern und geringem Verbrauch lassen sich die Klimaziele dauerhaft erreichen.
Nachhaltigkeit von Ökogas: Chancen, Grenzen und Voraussetzungen
Abschließend lässt sich sagen, dass die Verwendung von Ökogas grundsätzlich dabei helfen kann, die CO2-Emissionen zu senken und die Energieversorgung nachhaltig zu verbessern. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass für viele Biogasanlagen Energiepflanzen wie Zuckerrüben und Mais eingesetzt werden, die sehr viel Anbaufläche benötigen.
Wenn dieser Platz beispielsweise erst durch die Abholzung von Wäldern geschaffen wird, kann die Energiegewinnung aus Biomasse unter Umständen sogar klimaschädlich sein. Zusätzlich dazu muss die benötigte Biomasse gerade bei großen Produktionsanlagen teilweise über weite Strecken per LKW angeliefert werden, was ebenfalls nicht wirklich nachhaltig ist. Alles in allem lässt sich also sagen: Ökogas lohnt sich vor allem dann, wenn die Infrastruktur eine nachhaltige und klimaneutrale Produktion ermöglicht. Genau daran wird auch in Deutschland gearbeitet und viele Energieversorger bauen ihre Biogas- und Ökogas-Angebote derzeit Schritt für Schritt aus.