Kieler Wahrzeichen mit Geschichte: Der Wasserturm Ravensberg
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Der Wasserturm Ravensberg in Kiel ist ein beeindruckendes Wahrzeichen der Stadt. Das markante Backsteingebäude prägt seit über 125 Jahren die Silhouette Kiels. Heute beherbergt der ehemalige Wasserturm 34 moderne Eigentumswohnungen.

Die Entstehung eines architektonischen Meisterwerks
Der Kieler Stadtbaurat Rudolph Schmidt entwarf das Gebäude im Jahr 1898. Er orientierte sich dabei bewusst an mittelalterlichen Befestigungs-, Stadt- und Burgtürmen. Diese Gestaltung sollte sich harmonisch in die geplante Bebauung der Umgebung einfügen.
Der Turm steht auf einer künstlich aufgeschütteten Anhöhe. Mit einem Durchmesser von 23,70 Metern und einer Höhe von etwa 30 Metern dominiert er die Umgebung. Die Backsteine verleihen dem Bauwerk seinen charakteristischen roten Farbton.
Technische Innovation für die Wasserversorgung
Die Stadt Kiel richtete 1886 eine zentrale Wasserversorgung ein. Dafür baute sie einen Hochbehälter auf dem Ravensberg mit einem Fassungsvermögen von 2.500 Kubikmetern. Die fortschreitende Bebauung der Holtenauer Straße mit mehrgeschossigen Gebäuden erforderte jedoch eine bessere Lösung. Die oberen Stockwerke der neuen Häuser brauchten einen höheren Wasserdruck.
Die Lösung: Die Stadt schüttete 1898 eine Anhöhe an der höchsten Stelle des Ravensberges auf. Darauf errichtete sie den neuen Wasserturm. Im Inneren befand sich in 15 Metern Höhe ein Ringbehälter nach dem Intze-Prinzip. Dieser fasste 1.500 Kubikmeter Wasser und war nach oben offen. Der Behälter lag direkt an der Außenmauer des Turms.
Denkmalschutz und erste Umnutzung
Die Stadt setzte den Wasserturm 1974/75 instand. Dabei veränderte sie den Dachreiter. Ein Jahr später trug das Land Schleswig-Holstein das Bauwerk in das Denkmalbuch ein. Es erhielt den Status "Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung".
1990 stellte die Stadt den Ringbehälter zwar außer Betrieb, aber der Wasserbehälter unterhalb des Turms blieb zunächst in Funktion. Die Stadt plante, ihn zu einer repräsentativen Empfangshalle umzubauen.
Im Jahr 2000 verkaufte die Stadt den Wasserturm an einen privaten Investor. Dieser nutzte das Gebäude bis 2012 für kulturelle Veranstaltungen. Theater, Konzerte und Ausstellungen fanden in dem historischen Gemäuer statt.
Die spektakuläre Verwandlung zum Wohnraum
Das Architekturbüro Schnittger und Partner entwickelte 2013 ein ambitioniertes Konzept: Es sah die Umwandlung des Wasserturms in 34 Eigentumswohnungen vor. Die Wohnungen verteilen sich auf mehrere Ebenen im Turminneren. Zusätzlich entstand eine Tiefgarage mit 92 Stellplätzen.
Die Bauarbeiten begannen 2013 mit einer vollständigen Entkernung. Die Architekten bewahrten dabei die äußere Erscheinung des Turms weitgehend. 2015 schlossen sie die Arbeiten ab. Die Investition betrug 15,5 Millionen Euro. Diese Summe umfasste auch die energetische Sanierung des Bauwerks.
Ein gelungenes Beispiel für Bauen im Bestand
Der Wasserturm Ravensberg zeigt, wie historische Industriebauten neues Leben erhalten können. Die Umnutzung bewahrt das Kulturdenkmal für kommende Generationen. Gleichzeitig schafft sie hochwertigen Wohnraum in zentraler Lage.
Die Bewohner genießen heute nicht nur die besondere Atmosphäre des historischen Turms. Sie profitieren auch von der exponierten Lage mit Blick über die Stadt. Der ehemalige Wasserturm verbindet so Geschichte mit modernem Wohnen auf einzigartige Weise.