Das Kieler Schloss
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Das Kieler Schloss blickt auf eine fast 800-jährige Geschichte zurück. Der Schauenburger Graf Adolf IV. ließ um 1242 eine Burg errichten. Sie sollte die junge Siedlung an der schmalen Landzunge zwischen Kieler Förde und Kleinem Kiel schützen. Die erste Burg stand dort, wo heute der Rantzaubau steht. Das Kieler Schloss und die Kieler Altstadt lagen damals auf einer Insel. Bis 1685 verband ein Graben zwischen Schloss und Schlossgarten den Kleinen Kiel auf der Nordseite mit der Förde. 1502 riss man die alte Burg ab.

Vom dänischen König zum Gottorfer Herzog
Der dänische König Friedrich I. baute von 1502 bis 1512 ein neues Gebäude. Die Kieler nannten es das "Neue Haus". Durch den Vertrag von Ribe kam das Schloss in den Besitz der dänischen Krone. Friedrich I. ließ moderne Erweiterungen vornehmen und verwandelte die mittelalterliche Burg in ein Schloss.
Sein Sohn Adolf gründete als Adolf I. das Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf. Kiel und das Schloss gehörten nun zum Herzogtum. Herzog Adolf ließ im ganzen Land neue Schlösser errichten – in Reinbek, Husum, Tönning und auch in Kiel.
Prachtvoller Renaissancebau
Herzog Adolf I. verwandelte das Schloss von 1558 bis 1568 in einen prächtigen Renaissancebau. Er stellte dem "Neuen Haus" auf der Westseite einen großen quaderförmigen Bau auf der Wasserseite gegenüber. Das Gebäude hatte vier nebeneinander liegende Einzeldächer. Diese Bauform war typisch für die holsteinische Schloss- und Gutsarchitektur. Man findet sie heute noch in den Schlössern Ahrensburg und Glücksburg.
Zwölf Ziergiebel schmückten den Bau – je vier auf den Stirnseiten der Dächer und je zwei auf den Schmalseiten. Zwei schlanke Treppentürme zierten die Hofseite. Ein weiterer Trakt verband beide Schlossteile. So entstand ein dreiflügeliger, C-förmiger Grundriss. Im Inneren befanden sich zahlreiche gewölbte Säle und Kabinette. Die Schlosskapelle war prächtig ausgestattet.
Witwensitz und Universitätsgründung
Das Schloss diente als Nebenresidenz der Gottorfer Herzöge. Die Hauptresidenz war Schloss Gottorf. Zwei Herzogswitwen bewohnten das Kieler Schloss: Christine von Hessen bis 1604 und Sophie von Mecklenburg bis 1631. Königin Sophie, die Witwe des dänischen Königs Friedrich II., renovierte um 1610 das baufällige Schloss.
Im Dreißigjährigen Krieg besetzten Truppen mehrmals das Schloss und plünderten die Ausstattung. 1665 fand im Schloss die Gründungsfeier der Kieler Universität statt. Herzog Christian Albrecht stiftete die Christiana-Albertina. Die Feier fand im Schloss und in der Nikolaikirche statt.
Der Rantzaubau entsteht
1685 stürzte der alte Schlossflügel Friedrichs I. wegen Baufälligkeit teilweise ein. Die Herzogswitwe Friederike Amalie beauftragte den berühmten Schweizer Architekten Domenico Pelli mit einem Neubau. Sie war die Tochter des dänischen Königs Friedrich III. und Ehefrau des Universitätsgründers Christian Albrecht.
Von 1695 bis 1697 entstand der West- und Südflügel neu. Die Kieler nennen ihn heute Rantzaubau oder Rantzauflügel. Eine Steintafel im Südflügel der heutigen Schlossgebäude erinnert an diese Bauwerke.

Russische Zaren und tragische Schicksale
Nach dem Großen Nordischen Krieg teilte man Schleswig und Holstein auf. Das Herzogtum Schleswig regierte der dänische König in Personalunion. Die Gottorfer Herzöge regierten nur noch über Holstein. Das Schloss Gottorf wurde aufgegeben. Das Kieler Schloss wurde kurzzeitig Hauptresidenz des Herzogs Karl Friedrich.
Ab 1727 lebte Anna Petrowna im Kieler Schloss. Sie war die älteste Tochter des russischen Zaren Peter des Großen und Frau des Herzogs Carl Friedrich von Holstein-Gottorf. Sie starb allerdings schon 1728. Ihr Sohn Karl Peter Ulrich wurde 1728 im Schloss geboren. Er wurde später als Peter III. russischer Zar.
Katharinas große Umgestaltung
Die russische Zarin Katharina die Große ließ 1763 den Renaissancebau zu einem barocken Palais umgestalten. Der Baumeister Ernst Georg Sonnin setzte ein mächtiges Mansarddach auf das Hauptgebäude. Er entfernte die geschmückten Renaissancegiebel und die Einzeldächer. Die optische Wirkung des Gebäudes veränderte sich vollständig.
Sonnin nahm auch an den Innenräumen diverse Veränderungen vor. Am südwestlichen Turm entfernte er die Haube. Stattdessen legte er eine Plattform an, die als Sternwarte diente. Katharina ließ wenig später stadtseitig neben dem Schloss auch das Universitätsgebäude errichten.
1773 verzichtete Katharina im Vertrag von Zarskoje Selo auf ihre Ansprüche in Schleswig-Holstein. Holstein ging für die nächsten 89 Jahre an den dänischen König. Die feierliche Übergabe fand im Kieler Schloss statt.
Demokratische Landesversammlung und dänische Prinzessinnen
1838 vernichtete ein Brand weite Teile des Gebäudes und der Schlosskapelle. Die Neuausstattung der Innenräume erfolgte in bescheideneren Formen. Von 1838 bis 1863 bewohnte wieder eine dänische Königstochter das Schloss: Wilhelmine von Dänemark mit ihrem Mann.
Von 1848 bis 1851 tagte im Schloss die erste demokratisch gewählte Schleswig-Holsteinische Landesversammlung. Sie verabschiedete das "Staatsgrundgesetz für Schleswig-Holstein" – die seinerzeit fortschrittlichste und liberalste Verfassung in einem deutschen Staat.
Während des Deutsch-Dänischen Krieges diente das Schloss als Lazarett und militärisches Hauptquartier. Nach dem Krieg war Kiel neun Monate lang eine geteilte Stadt. Im Schloss residierte der österreichische Feldmarschall-Leutnant Freiherr Ludwig von Gablenz. Die Kieler verehrten ihn sehr.
Preußische Zeit und königliches Blut
Im Januar 1867 feierte man im Kieler Schloss die Übernahme Schleswig-Holsteins als preußische Provinz. Ab 1888 zog erneut königliches Blut ins Schloss ein: Prinz Heinrich von Preußen. Er war der Enkel der englischen Königin Queen Victoria und Bruder Kaiser Wilhelms II. Seine Frau Irene war die Schwester der letzten russischen Zarin Alexandra.
Prinz Heinrich diente als Großadmiral in der Kaiserlichen Marine. Unter seiner Zeit stieg Kiel zum bedeutendsten Marinehafen des Kaiserreichs auf. Für ihn fanden weitere Umbauten im Schloss statt. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor das Schloss seine Bedeutung. Prinz Heinrich zog sich auf sein Gut Hemmelmark zurück.
Verwaltungssitz und Kulturpläne
In der Weimarer Republik wurde das Schloss Verwaltungssitz. Die Landesbibliothek zog ein. In den 1930er Jahren plante man, das Gebäude zu einem "Haus der Landeskultur" umzugestalten. Diese Pläne verwirklichte man aber nicht.

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg
Die Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges trafen das Schloss schwer. Am 4. Januar 1944 brannte es nach einem Angriff bis auf die Grundmauern aus. Die wertvolle Möbelsammlung wurde vernichtet. Sie enthielt Stücke aus anderen holsteinischen Schlössern wie Plön.
Nach dem Krieg stand man vor der Frage, was mit der Ruine geschehen sollte. Man verwarf Pläne, die erhaltenen Mauern in einen Neubau einzubeziehen. Der Südflügel und der Ostflügel wurden bis auf Teile des nordwestlichen Turms abgerissen. Der Rantzaubau wurde verkürzt und renoviert.
Moderner Wiederaufbau in den 1960er Jahren
Die Hamburger Architekten Herbert Sprotte und Peter Neve gewannen 1957 einen Architekturwettbewerb. Von 1961 bis 1963 bauten sie einen neuen Ostflügel aus Backstein. Er steht auf dem erhaltenen Fundament und imitiert die Dimensionen des Vorgängerbaus.
Die oberen Stockwerke beherbergten die Landesbibliothek. Die unteren Geschosse mit teilweise sehr hohen Räumen wurden zum Kulturzentrum "Kieler Schloss". Das Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein zog ein. Ein Anbau enthält einen Konzertsaal und ein Regionalstudio des NDR. Die Volkshochschule nutzte den Westflügel.
Anstelle des abgerissenen Südflügels entstand ein aufgestelzter Flachbau. Man nannte ihn "Historische Landeshalle". Der gesamte Nachkriegsbau behielt den dreiflügeligen, C-förmigen Grundriss des historischen Schlosses bei.
Kulturzentrum mit 300 Veranstaltungen jährlich
2003 wurde das Kulturzentrum privatisiert. Landesbibliothek und Landesamt für Denkmalpflege zogen in den weiter südlich gelegenen Sartori & Berger-Speicher um. Das Schloss entwickelte sich zu einem lebendigen Kulturzentrum.
Bis zur derzeitigen Renovierung fanden im Schlosskomplex jährlich 300 verschiedene Veranstaltungen statt. Bis zu 200.000 Besucher kamen pro Jahr. Das Programm reicht von Konzerten über Ausstellungen bis zu Tagungen. Der Konzertsaal aus den 1960er Jahren gilt als architektonisches Kleinod. Seine Architektur ist einzigartig in der Kieler Altstadt.
Seit 2005 steht der gesamte Komplex unter Denkmalschutz. Das gilt für die historischen Teile ebenso wie für die Nachkriegsbauten. Die Denkmalpfleger würdigen damit auch die Architektur der 1960er Jahre.
Umfassende Sanierung für die Zukunft
Seit vier Jahren ist das Kieler Schloss eine Baustelle. Ein Baugerüst umschließt die gesamte Außenfassade. Die Stadt Kiel investiert 40 Millionen Euro in die umfassende Renovierung. Am 11. Januar 2026 soll das sanierte Schloss feierlich eröffnen.
Die Sanierung macht das Schloss fit für die Zukunft. Die Raumakustik wird durch moderne Akustiksegel verbessert. Das gesamte Gebäude wird barrierefrei. Neue Sanitärräume entstehen. Die Zugänglichkeit für alle Besucher steht im Mittelpunkt. Der renovierte Konzertsaal fasst dann 1.300 Besucher. Er erhält modernste Technik und bleibt trotzdem denkmalgerecht. Die charakteristische Architektur aus den 1960er Jahren bleibt vollständig erhalten.
Neben Konzerten plant die Stadt unterschiedliche künstlerische Formate. Das Schloss soll ein Ort für alle Bürger werden. Es verbindet die lange Geschichte Kiels mit der lebendigen Kultur der Gegenwart.
Ein Schloss mit vielen Geschichten
Das Kieler Schloss erzählt 800 Jahre Stadtgeschichte. Es war mittelalterliche Burg, Renaissance-Residenz, barocker Palast und modernes Kulturzentrum. Herzöge und Prinzessinnen lebten hier. Demokraten tagten in seinen Sälen. Künstler treten auf seiner Bühne auf.
Das Gebäude überstand Kriege, Brände und Zerstörungen. Es wurde immer wieder neu gebaut und neu genutzt. Heute prägt es als markantes Bauwerk die Kieler Altstadt. Nach der Sanierung wird es wieder ein lebendiger Ort der Begegnung sein - wie schon seit fast 800 Jahren.