Stolpersteine: Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus
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Die Stadt Kiel setzt seit 2006 ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen: Insgesamt 270 Stolpersteine erinnern an Menschen, die während der NS-Zeit verfolgt, deportiert oder ermordet wurden. Diese kleinen Gedenksteine sind Teil eines europaweiten Kunstprojekts des Kölner Künstlers Gunter Demnig.
Das Stolperstein-Projekt von Gunter Demnig
Stolpersteine sind zehn mal zehn Zentimeter große Messingplatten, die in das Gehwegpflaster eingelassen werden. Sie tragen die Namen, Lebensdaten und das Schicksal der Opfer des Nationalsozialismus.
Gunter Demnig hat seit 2003 in über 1.300 Städten und Gemeinden in Deutschland und 21 weiteren europäischen Ländern mehr als 68.000 dieser Gedenksteine verlegt.
Das Ziel des Projekts ist es, den Opfern ihre Namen und ihre Würde zurückzugeben. Demnigs Leitsatz lautet: "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist." Die Steine werden vor dem letzten frei gewählten Wohnort der Opfer verlegt und schaffen so eine dezentrale Form des Gedenkens mitten im Alltag.
Kieler Stolperstein-Initiative
In Kiel koordiniert die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Schleswig-Holstein e.V. gemeinsam mit der Landeshauptstadt Kiel die Verlegung der Stolpersteine. Die erste Verlegung fand am 15. Juni 2006 statt, als 15 Gedenksteine für jüdische Opfer verlegt wurden.
Seit 2007 erweiterte sich das Projekt auf alle Opfergruppen des NS-Terrors. Ein ehrenamtlicher Arbeitskreis, bestehend aus Mitgliedern der ver.di-Projektgruppe Stolpersteine, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Stadt Kiel, bereitet die jährlichen Verlegungen vor.
Beteiligung der Schulen
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Ein besonderes Merkmal der Kieler Stolperstein-Initiative ist die Einbindung von Schulen. Seit 2008 übernehmen Schülerinnen und Schüler verschiedener Kieler Bildungseinrichtungen Patenschaften für einzelne Stolpersteine. Sie recherchieren unter fachkundiger Anleitung die Lebensläufe der Opfer und erstellen Informationstexte.
Diese intensive Beschäftigung mit den Biografien macht deutlich: Es handelt sich nicht um anonyme Opfer, sondern um Menschen, die in der Nachbarschaft lebten. Viele der verfolgten Personen waren im gleichen Alter wie die heute recherchierenden Jugendlichen. Diese persönliche Verbindung macht die Geschichte greifbar und schafft eine emotionale Verbindung zur Vergangenheit.
Digitale Erinnerungskultur
2011 entwickelten Schülerinnen und Schüler für das Projekt "Eine Stimme gegen das Vergessen" einen Audioguide und erarbeiteten Routen zum Besuch von Stolpersteinen. Zusätzlich steht die kostenlose App "Stolpersteine Kiel" zur Verfügung, die Informationen zu den Gedenksteinen für unterwegs bereitstellt.
Diese digitalen Angebote machen die Erinnerungsarbeit zeitgemäß und zugänglich für verschiedene Zielgruppen.
Finanzierung und Unterstützung
Die Stolpersteine werden ausschließlich durch private Spenden finanziert. Ein Stein kostet einschließlich Verlegung etwa 120,- Euro. Das Spendenkonto der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Schleswig-Holstein e.V. bei der Förde Sparkasse ermöglicht es Bürgern, die Erinnerungsarbeit zu unterstützen.
Pflege der Gedenksteine
Die Stolpersteine bedürfen regelmäßiger Pflege, um ihre Sichtbarkeit und Wirkung zu erhalten. Ehrenamtliche Helfer putzen die Messingplatten regelmäßig und sorgen dafür, dass die Namen der Opfer lesbar bleiben. Diese Pflegeaktionen sind ein wichtiger Bestandteil der lebendigen Erinnerungskultur.
Bedeutung für die Stadtgesellschaft
Die Stolpersteine in Kiel sind Mahnmale gegen das Vergessen und für die Demokratie. Sie erinnern daran, dass Verfolgung und Terror mitten in der Gesellschaft begannen, in den Straßen und Häusern, in denen heute Menschen leben und arbeiten.
Am 21. September 2020 wurden die vorerst letzten Stolpersteine in Kiel verlegt. Mehr zu den Kieler Stolpersteinen findest du online unter kiel.de.
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