Die Bugenhagenkirche in Kiel-Ellerbek
Stadtinfo Sehenswürdigkeiten
Die Bugenhagenkirche in Kiel-Ellerbek steht als beeindruckendes Beispiel für den sachlich-kühlen Baustil der 1960er Jahre. Ihre Geschichte spiegelt die bewegten Zeiten des 20. Jahrhunderts wider und zeigt, wie eine Gemeinde trotz Zerstörung und Neuanfang ihren Glauben bewahrt hat.
 Eine bewegte Geschichte
Die erste Bugenhagenkirche entstand 1896 und prägte 45 Jahre lang das Bild von Ellerbek. Doch 1941 musste sie den Kriegsplänen der Nationalsozialisten weichen. Sie sollte einer geplanten Erweiterung des Marinearsenals Platz machen – eine Erweiterung, die nie erfolgte.
Nach Jahren ohne eigenes Gotteshaus erhielt die Bugenhagen-Gemeinde 1948 eine Notkirche aus Holz. Diese stammte vom Schweizer Kirchlichen Hilfswerk und überbrückte die schwere Zeit des Wiederaufbaus.
Der Neubau von 1961
Am 23. Mai 1960 legte die Gemeinde den Grundstein für die neue Bugenhagenkirche. Bereits am 4. März 1961 konnte Bischof D. Halfmann das neue Gotteshaus einweihen. Der Bau entsprach der Zeit und den verfügbaren Geldmitteln – schlicht, einfach und funktional.
Architektonische Besonderheiten
Das Herzstück der Kirche bildet das imposante Altarfenster, das vom Fußboden bis zur Decke reicht. Die Architekten erstellten es aus Stahlbetonstützen in Kreuzform und füllten es mit verschiedenfarbigen Kathedralglasstücken aus. Diese Gestaltung verleiht dem Kirchenraum eine besondere Atmosphäre.
Altar, Kanzel und Taufstein folgen dem schlichten Stil der Zeit. Sie geben dem Innenraum der Kirche eine harmonische Einheit. Ein besonderes Detail ist der Türgriff der Eingangstür: Er stellt einen Hahn dar und wurde von Professor Hannes Gebhardt von der Muthesius-Schule Kiel entworfen. Pastor Kiesow aus Göteborg, ein gebürtiger Ellerbeker, stiftete diesen besonderen Griff.
Durchdachte Raumnutzung
Die Architekten fanden eine elegante Lösung für den Gemeindesaal. Dieser nördliche Anbau bildet mit dem Kirchenschiff eine Einheit unter dem gleichen Dach. Auch die Verwaltungsräume integrierten sie geschickt in das Gesamtkonzept. Da die Kirche auf einem Hügel liegt, entstanden diese Räume im Souterrain unter dem Altar.
Die Orgel – Ein musikalisches Herzstück
Bereits 1959 beschloss der Kirchenvorstand, eine Orgel der Firma Walcker aus Ludwigsburg einzubauen. Die Architekten planten den benötigten Raum von Anfang an mit ein. Zur Kircheneinweihung 1961 war die Orgel noch nicht fertig.
Am 3. Advent 1962 erklang sie das erste Mal im Gottesdienst. Die feierliche Orgelweihe fand am 9. September 1964 statt. Die Orgel besitzt 17 klingende Register auf zwei Manualen und Pedal. Das Hauptwerk und das Pedal befinden sich an der Emporenwand, das Rückpositiv ragt über die Brüstung ins Kirchenschiff.
2023 erhielt die Orgel eine umfassende Renovierung durch die Firma Tilmann Daewel Orgelbau aus Geesthacht. Alle Pfeifen wurden ausgebaut, gereinigt und repariert. Die Trakturen wurden neu justiert und der Windladenbalg des Rückpositives neu bezogen.
Lebendige Gemeinde heute
Zahlreiche Gruppen und Kreise sorgen in der Kirche für ein abwechslungsreiches Programm. Die Gemeinde gibt regelmäßig ihr Journal "unterwegs" heraus und pflegt eine lebendige Tradition von Gottesdiensten, Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Trauerfeiern.
Die Bugenhagenkirche in Kiel-Ellerbek verkörpert den Geist des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Ihr schlichter, funktionaler Stil spiegelt die Zeit ihrer Entstehung wider. Gleichzeitig zeigt sie, wie eine Gemeinde trotz Verlust und Zerstörung ihren Glauben bewahrt und eine neue Heimat schafft.
Das beeindruckende Altarfenster, die durchdachte Architektur und die klangvolle Orgel machen sie zu einem besonderen Ort des Glaubens und der Gemeinschaft in Kiel-Ellerbek.
Weitere Informationen zur Bugenhagenkirche findest du hier.
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