Der Kleine Kiel: Kiels historisches Binnengewässer

Der Kleine Kiel prägt seit Jahrhunderten das Stadtbild der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt. Das seichte Binnengewässer durchzog einst die gesamte Kieler Altstadt und machte sie zu einer Halbinsel. Heute erinnern nur noch Teile des ursprünglichen Wasserlaufs an die bewegte Geschichte dieses besonderen Gewässers.

Ein See in der Kieler Innenstadt mit Bänken und Bäumen
Blick über den Kleinen Kiel vom Hiroshimapark aus, © kiel-magazin.de

Von der Halbinsel zur geteilten Stadt

Bis 1846 bildete der Kleine Kiel zusammen mit dem heutigen Kieler Bootshafen einen durchgehenden Seitenarm der Kieler Förde. Die damalige Stadt Kiel stand damit auf einer echten Halbinsel, fast vollständig vom Wasser der Förde umgeben. Im Norden sicherte eine Burg, das heutige Kieler Schloss, den Zugang über eine sumpfige Niederung zwischen der Kieler Förde und dem Kleinen Kiel.

Diese einzigartige Lage veränderte sich grundlegend im Jahr 1846. Die Stadtplaner verschmälerten die Verbindung zwischen Kieler Bootshafen und Kieler Förde und versahen sie mit einer Brücke. Dieser Eingriff markierte den Beginn einer jahrhundertelangen Umgestaltung des Gewässers.

Brücken verbinden die geteilte Stadt

1889 teilte eine etwa 160 Meter lange Holzbrücke den Kleinen Kiel erstmals in zwei separate Bereiche. Die Brücke überspannte damals noch 116 Meter Wasser zwischen den Ufern. 1909 ersetzten die Stadtplaner diese Holzkonstruktion durch eine moderne Eisenbetonbrücke. Nach Aufschüttungen an beiden Ufern maß die neue Brücke nur noch etwa 20 Meter Länge.

2001 errichtete die Stadt an derselben Stelle eine neue Brücke, die heute den Namen Emil-Lueken-Brücke trägt. Diese moderne Konstruktion verbindet noch immer die beiden Teile des Kleinen Kiels und ermöglicht den Verkehrsfluss durch die Innenstadt.

Zuschüttungen verändern das Stadtbild

Ein See in der Kieler Innenstadt mit Bäumen und dem Rathausturm im Hintergrund
Blick über den Kleinen Kiel vom Ratsdienergarten aus, © kiel-magazin.de

Die größten Veränderungen erfuhr der Kleine Kiel durch systematische Zuschüttungen. 1904 rissen die Stadtplaner die Holstenbrücke an der Nahtstelle zwischen Kleinem Kiel und Kieler Bootshafen ab. Sie schütteten die Wasserverbindung zu und ließen nur ein 230 Meter langes Verbindungsrohr bestehen.

1982 folgte ein weiterer drastischer Eingriff. Die Stadt schüttete auch die Verbindung von Kieler Bootshafen zur Kieler Förde auf breiter Fläche zu. Lediglich ein 150 Meter langes Verbindungsrohr blieb erhalten. Diese Maßnahmen schufen neues Bauland, veränderten aber das historische Stadtbild grundlegend.

Moderne Entwicklungen und kulturelle Bedeutung

2020 leitete die Stadt Wasser aus dem Kleinen Kiel in den neu eröffneten Kleinen Kiel-Kanal ein. Dieses Projekt zeigt, dass das historische Gewässer auch heute noch eine wichtige Rolle in der Stadtentwicklung spielt.

Der Name "Kiel" stammt vom niederdeutschen Wort für "Keil" und beschreibt die keilförmige Förde. Bis 1864 unterschieden die Kieler zwischen dem "Großen Kiel" (der Kieler Förde) und dem "Kleinen Kiel" südwestlich der Altstadt.

Sehenswürdigkeiten rund um den Kleinen Kiel

Eine Statue eines bedeutenden Mannes in einem Kieler Park
Denkmal für Klaus Groth im Ratsdienergarten, © kiel-magazin.de

Heute säumen bedeutende Gebäude und Parks die Ufer des Kleinen Kiels. Am westlichen Ende befinden sich der Hiroshimapark und das Opernhaus Kiel. Das östliche Ende schmückt im Ratsdienergarten das Denkmal für Klaus Groth.

Das Nordufer am Lorentzendamm beherbergt wichtige Institutionen: das Justizministerium des Landes Schleswig-Holstein (früher Oberlandesgericht Kiel), die Zentrale der Förde Sparkasse und das Mutterhaus der Sankt-Heinrich-Schwestern im DRK.

Das Brackwasser des Kleinen Kiels verbindet noch immer das Gewässer mit der Kieler Förde und erinnert an die Zeit, als Kiel eine echte Wasserstadt war.

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