Der Bootshafen in Kiel: Vom Handelshafen zum Eventort

Der Bootshafen in Kiel hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Aus dem einst wichtigen Handelshafen wurde nach umfassender Neugestaltung im Jahr 2002 ein beliebter Erholungsort mitten in der Stadt. Die 4.200 Quadratmeter große Wasserfläche liegt südlich der Altstadt und westlich des Schwedenkais.

Der Kieler Bootshafen mit Gebäuden im Hintergrund und Wasser im Vordergrund
Der Kieler Bootshafen von der Kaistraße aus gesehen, © Kiel-Magazin

Von der Halbinsel zum isolierten Gewässer

Ursprünglich bildete der Bootshafen zusammen mit dem Kleinen Kiel einen natürlichen Seitenarm der Kieler Förde. Dieser Meeresarm umschloss die damalige Altstadt Kiels, die auf einer Halbinsel lag, im Süden und Westen vollständig. Jahrhundertelang nutzten Handelsschiffe den Hafen als wichtigen Umschlagplatz für Waren.

Im 19. Jahrhundert begann die schrittweise Abtrennung des Bootshafens von der Kieler Förde. Der Bau von Kaianlagen, Straßen und Brücken am Westufer der Förde veränderte die ursprüngliche Struktur grundlegend. 1846 errichtete man einen Eisenbahndamm zwischen dem Bootshafen und der Kieler Förde. Dieser Damm erhielt zunächst eine feste Brücke, ab 1856 dann eine Drehbrücke.

Weitere Abtrennungen im 20. Jahrhundert

1901 folgte die Abtrennung vom Kleinen Kiel. Die Stadt riss die Holsten- und Kehdenbrücke ab und schüttete die Verbindung zu. Ein Rohr ersetzte die offene Wasserverbindung. Drei Jahre später, 1904, baute die Stadt die Straße Holstenbrücke aus und stattete den Damm mit einer Klappbrücke aus.

Diese Klappbrücke bereitete jedoch Probleme. Die Fundamente gaben unter dem Gewicht nach, woraufhin die Stadt die Brücke schloss und später ganz beseitigte. Ab diesem Zeitpunkt konnten nur noch kleinere Schiffe den Bootshafen erreichen. Im Stadtplan von 1883 tauchte erstmals der Begriff "Bootshafen" auf.

Moderne Entwicklungen und Herausforderungen

Zwei Alte Gondelwagen einer Kieler Seilbahn mit den Namen "München" und "Kiel" mit einem Mann in der Mitte
Die beiden Gondelwagen "München" und "Kiel", © Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte/Friedriech Magnussen

Von 1974 bis 1989 überspannte die Seilbahn des Kaufhauses Weipert den Bootshafen, die als Atrraktion für Touristen und Einheimische gleichermaßen galt. 1982 entstand für den Fährverkehr nach Göteborg der neue Schwedenkai. Beim Bau schüttete man die Wasserflächen zwischen Förde und Bootshafen zu. Heute verbindet nur noch ein Rohr im Osten den Bootshafen mit der Kieler Förde.

In den folgenden Jahren verfiel der ungenutzte Bootshafen zusehends. Die hohen Spundwände bröckelten, Algenprobleme verschlechterten Optik und Geruch des Wassers erheblich. Die Stadt erwog zeitweise sogar eine komplette Zuschüttung.

Neugestaltung als Erholungsort

2002 entschied sich Kiel gegen die Zuschüttung und für eine umfassende Neugestaltung. Großzügige treppenartige Terrassen führen seitdem bis an die Wasserfläche heran. Die Wasserfläche wurde dabei allerdings nochmals verkleinert.

Die neuen, tiefergelegten Flächen direkt am Wasser werden nur bei seltenen Hochwassern von mehr als einem halben Meter überspült. Eine Belüftungspumpe hält die Wasserqualität konstant hoch.

Moderne Ausstattung für Events

An der Westseite entstand eine bühnenartige Anlage. Auf der Wasserfläche installierte man einen schwimmenden Ponton, der als Werbefläche dient. Die Nordseite erhielt Sitzstufen, Rampen in den Ecken führen zur Wasserfläche hinunter. Ein durchdachtes Lichtkonzept sorgt für stimmungsvolle Beleuchtung in der Dämmerung und während der dunklen Jahreszeit.

Heute bietet der Bootshafen neben der Holstenstraße einen Ort zum Entspannen und Genießen. Regelmäßige Events beleben den Platz mit hoher Aufenthaltsqualität und erinnern an die jahrhundertelange Geschichte als wichtiger Handelshafen der Kieler Altstadt.

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