Kieler Stadtarchiv zieht um in die Hopfenstraße
Stadtinfo Rund um die Stadt
Nach fünf Jahren Planung zieht das Kieler Stadtarchiv von seinem bisherigen Standort im Rathausturm am Rathausplatz in neue Räumlichkeiten im ehemaligen Gebäude der Bundesbank in der Hopfenstraße um. Der Umzug stellt eine große logistische Herausforderung dar, denn insgesamt müssen rund 6000 Regalmeter Akten, 16.000 Karten und Pläne, etwa 30.000 Bücher und Druckschriften sowie mehr als 2,5 Millionen Fotos und Negative transportiert und neu eingelagert werden.

Das Kieler Stadtarchiv wurde 1907 als eigenständige Einrichtung gegründet. Der erste Archivar Franz Gundlach hatte damals die gewaltige Aufgabe, die vielen ungeordneten und auf verschiedene Gebäude verteilten Aktenlager der Stadt zusammenzuführen, zu ordnen und zu sichern. 1911 zog das Archiv schließlich in den Turm des neu errichteten Rathauses am heutigen Rathausplatz, wo es sich bis heute befindet.
Umzug wegen Platzmangel und ungeeigneter Räumlichkeiten
Doch der Rathausturm ist auf Dauer kein geeigneter Standort für das Archiv. Die Räumlichkeiten sind raumklimatisch und logistisch ungeeignet, um die wertvollen historischen Dokumente der Stadt dauerhaft zu sichern. Auch ist der historische Lesesaal nicht barrierefrei und die Arbeitsbedingungen sind unzureichend.
Vor allem aber ist der Lagerraum endgültig ausgereizt. Durch den stetigen Zuwachs an Unterlagen und Informationen aus der Stadtverwaltung ist der archivalische Bestand inzwischen auf rund sechs Regalkilometer angewachsen. Platz für Neuzugänge gibt es keinen mehr, sodass das Archiv bereits zwei Außenlager betreibt.
Große logistische Herausforderung
Der Umzug in die neuen Räumlichkeiten in der Hopfenstraße bedeutet eine große logistische Herausforderung. Die über verschiedene Rathaus-Stockwerke verteilten Bestände müssen sicher, geordnet und nachvollziehbar in das ehemalige Gebäude der Bundesbank überführt werden. Dort bieten vier Stockwerke neue, archivgerechte Lagerflächen für die Schätze des Archivs.
Neuer Lesesaal und Geschichtszentrum
Im ersten Obergeschoss entsteht in großzügigen öffentlichen Räumlichkeiten ein neuartiger Ort für die Erforschung und Vermittlung der Stadtgeschichte. Geschichtsinteressierte Kieler und Kielerinnen dürfen sich auf einen neuen, modernen Lesesaal freuen, in dem sie der Kieler Stadtgeschichte nachspüren können.
Dort eröffnet auch das "Zentrum zur Geschichte Kiels im 20. Jahrhundert" (Arbeitstitel), ein Lern- und Forschungsort mit Ausstellung und Workshopangeboten zur Geschichte des Nationalsozialismus in Kiel. Das Geschichtszentrum wendet sich an die ganze Stadtgesellschaft und bietet ausgehend von der NS-Zeit einen Einblick in die Kieler Stadtgeschichte im 20. Jahrhundert. Ein Gruppenarbeitsraum für Schulklassen und eine Veranstaltungsfläche für bis zu 100 Teilnehmende ergänzen die Angebote.
Neueröffnung im September 2025
Der Lesesaal des Stadtarchivs im Rathausturm ist seit Freitag, 20. Dezember 2024, für den Umzug geschlossen. Die Eröffnung der neuen Räumlichkeiten in der Hopfenstraße ist für September 2025 geplant. Dann haben alle Geschichtsinteressierten die Möglichkeit, die neuen Angebote zu nutzen. Das Stadtarchiv im Rathausturm ist dann Geschichte.
Über das Stadtarchiv
Das Kieler Stadtarchiv ist die zentrale Dokumentations- und Forschungsstätte für die über 750-jährige Geschichte der Landeshauptstadt. Es ist das öffentliche Gedächtnis, bewahrt historische Quellen und bildet die Grundlage der Stadtgeschichtsforschung. Es ist eines der bedeutendsten Kommunalarchive in Schleswig-Holstein und wird seit 1907 hauptamtlich von einem immer wechselnden Wissenschaftler geleitet.
Die Erforschung, Präsentation und Vermittlung der Stadtgeschichte teilt sich das Stadtarchiv mit dem Stadtmuseum und der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte. Alle drei Einrichtungen arbeiten eng zusammen und sind bestrebt, Fachwissenschaft und Öffentlichkeit zur Auseinandersetzung mit der lokalen Geschichte anzuregen und deren Initiativen zu fördern.
Als Behördenarchiv der Kieler Stadtverwaltung leistet das Stadtarchiv einen wesentlichen Beitrag zu deren Sicherung der Kontinuität und Transparenz. Hier schlägt sich die Tätigkeit von Rat und Verwaltung in Urkunden und Akten nieder. Das Archiv gewährleistet das Informationsrecht für alle Bürger, durch Einsicht in die historischen Archivunterlagen direkten Einblick in öffentliches Verwaltungshandeln zu nehmen.
Aber nicht nur amtliches Schrift- und Kulturgut, sondern auch private Unterlagen von Personen, Vereinen, Parteien, Firmen und Institutionen werden archiviert, um das städtische Leben möglichst umfassend zu dokumentieren und nachvollziehbar zu machen. Die Originaldokumente zeugen lebendig und authentisch von vergangenen Entwicklungen und Ereignissen.
Diese Aufgaben erfüllt das Stadtarchiv unter Zuhilfenahme moderner elektronischer Medien durch folgende Leistungen:
- Laufende Ergänzung des Archivguts, d. h. Auswahl und Bewertung dessen, was archiviert wird und somit dauerhaft erhalten bleibt
- Schutz des Archivguts vor Verlust und Zerfall
- Ordnung und Erschließung des Archivguts
- Bereitstellung des Archivguts im öffentlichen Lesesaal im Rathaus
- Beratung der Archivbenutzer
- Eigene Forschungen zur Stadt- und Kulturgeschichte
- Ausstellungen, Veranstaltungen und Veröffentlichungen in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum, der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte und anderen Partnern aus Öffentlichkeit, Wissenschaft und Behörden
- Kulturelle Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit