Vergessenes Hauptgebäude der Uni Kiel: Ausstellung zeigt verlorene Pracht
Kultur Ausstellungen
Im Kieler Schloßgarten stand einst das prächtige Hauptgebäude der Christian-Albrechts-Universität. 1944 zerbombt und 1954 gesprengt, erinnert heute nichts mehr an das frühere Herz der Universität. Eine neue Ausstellung bringt die Geschichte des vergessenen Bauwerks zurück ins Bewusstsein.

Öffnungszeiten: | Di bis Fr: 10.00 bis 16.00 Uhr So: 12.00 bis 16.00 Uhr |
Wo? | Medizin- und Pharmaziehistorische Sammlung |
Eintritt: | regulär 5,- Euro; ermäßigt 2,- Euro; Kinder bis 14 Jahre frei |
Drei steinerne Köpfe in der Antikensammlung, Terrakotten im Landesamt für Denkmalpflege, eine Türklinke im Institut für Kunstgeschichte – diese unscheinbaren Objekte sind die letzten Überreste eines architektonischen Juwels. Das Kollegiengebäude entstand zwischen 1873 und 1876 nach Plänen der berühmten Architekten Martin Gropius und Heino Schmieden im nördlichen Teil des Schloßgartens.
16 Geschichtsstudierende begaben sich im Sommersemester unter Leitung von Professor Oliver Auge und Anne Krohn auf eine spannende Spurensuche. Sie wollten die bewegte Geschichte des einstigen Universitätszentrums erforschen und der Öffentlichkeit präsentieren.
Philosophenstatuen galten als verschollen
Bei den drei steinernen Köpfen handelt es sich um Teile der Philosophenstatuen, die das Eingangsportal des Hauptgebäudes zierten. Diese Fragmente galten lange Zeit als verschollen. Die Studierenden entdeckten bei ihren Recherchen weitere versteckte Schätze: antike Statuen, Vasen und Kandelaber, die einst die Gänge des prächtigen Gebäudes schmückten, lagerten ungesehen in verschiedenen Sammlungen.
Das Kollegiengebäude war mehr als nur ein Universitätsgebäude – es bildete einen zentralen Baustein der Kieler Stadt- und Universitätsgeschichte. Am 25. Oktober 1954 wurde der größte der Kieler Gropiusbauten endgültig gesprengt. Die neue Universität entstand am westlichen Stadtrand.
Ausstellung fragt nach angemessener Erinnerung

Die Ausstellung "Zerbombt, gesprengt, vergessen?" zeigt in eindrucksvollen Bilddokumenten, seltenen Fundstücken und spannenden Anekdoten, wie das Gebäude an seinem früheren Standort im Schlossgarten aussah und was sich in diesem ehemaligen Universitätszentrum ereignete. Die Besucher erfahren Details aus der Zeit vor und nach der Zerstörung durch den Luftangriff 1944.
Anne Krohn, Alexander Lauterbach und Eva Fuhry kuratierten die Schau gemeinsam im letzten Jahr. Sie stellen eine wichtige Frage: Wie soll man in Zukunft mit den aufbewahrten Fragmenten und Darstellungen des Gebäudes umgehen? Sollte man an die Geschichte dieses Bauwerks öffentlich erinnern? Und wenn ja, in welcher Form?
Ein Jahr lang zu besichtigen
Die Ausstellung lädt Besucher dazu ein, in die Geschichte eines architektonisch bedeutsamen Kieler Bauwerks einzutauchen. Sie ist in der Medizin- und Pharmaziehistorischen Sammlung der CAU zu besichtigen und läuft noch bis Ende 2025.
Die Studierenden haben mit ihrer Forschungsarbeit nicht nur verschollene Objekte wiederentdeckt, sondern auch eine wichtige Debatte angestoßen. Sie zeigen, was verloren ging, und ermutigen die Besucher, ihre eigenen Ansichten und Ideen für eine angemessene Erinnerungskultur einzubringen.