Der Kieler Schlossgarten: Grüner Park mit bewegter Geschichte

Der Kieler Schlossgarten ist eine drei Hektar große Grünfläche im Zentrum der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt. Die etwa 300 Meter lange und 100 Meter breite Parkanlage liegt nördlich des Kieler Schlosses zwischen der gleichnamigen Straße, der Hegewischstraße, dem Düsternbrooker Weg und der Straße Prinzengarten. Heute beherbergt der nördliche Teil des Parks den Skulpturengarten der Kunsthalle zu Kiel.

Eine Reiterstatue des ehemaligen deutschen Kaisers auf einem Pferd in einem Park in Kiel
Das Reiterdenkmal von Kaiser Willhelm dem Ersten im Kieler Schlossgarten, © kiel-magazin.de

Vom Renaissancegarten zum Landschaftspark

Die Geschichte des Schlossgartens beginnt in der Renaissance. Herzog Adolf I. von Schleswig-Holstein-Gottorf ließ einen kleinen Renaissancegarten anlegen, als er das Schloss von 1558 bis 1568 zu einem aufwendigen Renaissancesitz ausbaute. 1695 verwandelte Herzogin Friederike Amalie, die das Schloss als Witwensitz bewohnte, die Anlage in einen prachtvollen Barockgarten.

Nach dem Tod der Herzogin verwahrloste der Barockgarten. Mitte des 19. Jahrhunderts bildete er die Grundlage für die Anlage eines Englischen Landschaftsgartens. Nach dem Zweiten Weltkrieg verwahrloste die Anlage erneut. Der obere Teil diente sogar als Parkplatz für das Universitätsklinikum.

Seit 2007 arbeitet die Stadt an der Wiederherstellung des historischen Charakters. Die Beete rund um das Reiterstandbild entstehen nach historischen Plänen. 2010 stellte die Stadt die Terrassen wieder her.

Kaiserliche Einweihung am 24. November 1896

Am 24. November 1896 erlebte Kiel ein gesellschaftliches Großereignis: Kaiser Wilhelm II. kam persönlich, um ein Denkmal zu Ehren seines Großvaters Kaiser Wilhelm I. einzuweihen. Der Schlossgarten war festlich mit Fahnen und Tannengirlanden geschmückt. Zu beiden Längsseiten des noch verhüllten Denkmals standen Tribünen für die Zuschauer. Auf der Südseite erhob sich der Kaiserpavillon mit Baldachin, geschmückt mit goldenen Adlern und Kaiserkrone.

Kurz vor Beginn der Feierlichkeiten füllte sich der Platz. Mit Fahnen und Musik marschierten zunächst die Ehrenkompanien heran. Ihnen folgten Deputationen der Werftarbeiter, des Gaardener Kommunalvereins, der Kieler Innungen, der Liedertafel, des Gesangsvereins, des katholischen Gesellenvereins, des Ersten Kieler Ruder-Clubs und der Turnvereine. Vor dem Portal der Universität nahmen Studenten Aufstellung, die Chargierten in vollem Wichs.

In der Nähe des Kaiserpavillons versammelten sich die Admiralität, die Spitzen der Provinzialbehörde, die Vertreter der Stadt und die Mitglieder des Denkmal-Komitees. Auf der Förde lagen bis zur Seebadeanstalt hinaus die Schiffe der Kaiserlichen Marine. Viele Schaulustige hatten sich in der Wasserallee und in der Dänischen Straße bis ins Zentrum eingefunden.

Feierliche Enthüllung mit Pomp

Mit Fanfaren wurde die Ankunft des Kaiserpaares und des Prinzen Heinrich angekündigt. Der Vorsitzende des Denkmal-Komitees Graf Reventlou ergriff das Wort. Er führte aus, dass dieses Denkmal das erste sei, das Schleswig-Holstein einem Landesherrn errichte. Das Land danke Kaiser Wilhelm I. "für die Befreiung von der Fremdherrschaft".

Als Wilhelm II. die Erlaubnis zur Enthüllung erteilte, spielte der Bläserchor "Nun danket alle Gott". Von den Türmen der Stadt läuteten die Glocken, die Schiffe schossen Salut. Anschließend trat Reventlou mit Vertretern der Stadt vor das Kaiserpaar. Feierlich wurde das Denkmal der Stadt Kiel übergeben. Kaiser und Kaiserin besichtigten das Denkmal, geführt vom Künstler Adolf Brütt. Den Abschluss bildete ein Parademarsch der Ehrenkompanie.

Das Reiterstandbild von Adolf Brütt

Das Denkmal schuf Adolf Brütt (1855-1939), der sich durch seine Arbeiten einen nationalen und internationalen Ruf erworben hatte. Die überlebensgroße Bronzeplastik zeigt Kaiser Wilhelm I. stolz und erhaben auf einem Pferd sitzend. Auf dem hohen Granitsockel sind zwei wichtige Ereignisse für Schleswig-Holstein dargestellt: die "Schlacht bei Eckernförde 1849" und die "Grundsteinlegung des Nord-Ostsee-Kanals 1887".

An den Frontseiten waren drei allegorische Figuren angebracht. Zwei Frauengestalten symbolisierten Schleswig-Holstein – eine trug ein Netzwerk als Sinnbild der Fischerei, die andere hielt eine Sichel als Symbol der Landwirtschaft. Zu Füßen der Gruppe lag das schleswig-holsteinische Doppelwappen zwischen den Erträgen der Landwirtschaft und der Fischerei. Auf der Rückseite befand sich eine männliche Figur, die die Schifffahrt darstellte.

Zeichen der Versöhnung mit Preußen

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal galt als Zeichen der Aussöhnung mit Preußen. In der Erhebung 1848-1852 hatte Schleswig-Holstein vergeblich für Freiheit und Eigenständigkeit gegen Dänemark gekämpft. Als 1867 die Annexion der Herzogtümer durch Preußen erfolgte, standen viele Schleswig-Holsteiner der neuen Obrigkeit ablehnend gegenüber. Mit den militärischen Erfolgen 1871 und dem wirtschaftlichen Aufschwung schwand allmählich die ablehnende Haltung.

Unmittelbar nach dem Tod Kaiser Wilhelms I. erschien in der Nord-Ostsee Zeitung ein Leitartikel, dass Schleswig-Holstein Wilhelm I. viel verdanke und dies durch ein Denkmal zum Ausdruck bringen müsse. Kommerzienrat Sartori ergriff die Initiative. Am 25. Juni 1888 wurde in Neumünster beschlossen, ein Provinzialdenkmal für Wilhelm I. zu schaffen.

Finanzierung durch Spenden

Ansicht des Kieler Schlossgartens mit Gänsen auf dem Rasen sowie Bäumen und der Reiterstatue des Kaisers Willhelm dem Ersten im Hintergrund
Ansicht des Kieler Schlossgartens von der Südseite aus gesehen, © Kiel-Magazin

Das Reiterdenkmal wurde durch Spenden finanziert. Beteiligt waren die Provinz mit 50.000 Mark, Kieler Privatleute ebenfalls mit 50.000 Mark, die Stadt Kiel mit 30.000 Mark, die Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde mit 10.000 Mark und der Provinziallandtag mit 125.000 Mark. Die große Beteiligung bei der Einweihung des Denkmals zeigte, dass Kaiser und Preußen inzwischen in Schleswig-Holstein akzeptiert wurden.

Verluste im Zweiten Weltkrieg

Die drei Bronzefiguren am Sockel des Denkmals wurden 1942 eingeschmolzen. Das Denkmal selbst rettete der Oberbürgermeister durch seinen Einspruch. In einem Schreiben des Reichs- und Preußischen Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 18. Juni 1942 heißt es: Das Denkmal Kaiser Wilhelm I. in Kiel wird von der Ablieferung ausgenommen. Doch müssen die allegorischen Figuren des Sockels abgeliefert werden, da sie künstlerisch von wesentlich geringerem Wert sind.

Weitere historische Denkmäler

Neben dem Reiterstandbild beherbergt der Schlossgarten weitere bedeutende Denkmäler. Das Kriegerdenkmal für die 26 Kieler Bürger, die 1870/71 im deutsch-französischen Krieg fielen, entstand zwischen 1879 und 1905. Der Kieler Architekt Heinrich Moldenschardt und der Berliner Bildhauer Rudolf Siemering schufen es in Etappen.

Das Gefallenen-Ehrenmal der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel errichtete Gustav August Munzer 1931 zu Ehren der umgekommenen Studenten und Dozenten im Ersten Weltkrieg.

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal mit den beiden Bronzereliefs überstand unbeschadet den Zweiten Weltkrieg und steht heute renoviert am Rande des Schlossgartens. Die drei Hektar große Grünfläche mit direkter Sichtweite zur Kieler Förde bleibt ein wichtiger Erholungsort im Zentrum der Landeshauptstadt.

Ortsinformationen

Schlossgarten
Schlossgarten 3
24103 Kiel
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