Schulstraße Skagenweg: Kiels Verkehrsversuch für mehr Sicherheit vor der Schule
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Du kennst das Problem sicher auch: Jeden Morgen und Nachmittag herrscht vor vielen Schulen ein regelrechtes Verkehrschaos. Eltern fahren ihre Kinder bis direkt vor das Schultor, wenden in engen Straßen und blockieren dabei Gehwege.

Was gut gemeint ist, wird schnell zur Gefahr für alle Schulkinder. Genau dieses Problem geht die Stadt Kiel jetzt gezielt an – mit einem innovativen Verkehrsversuch im Skagenweg.
Ein mutiger Schritt für mehr Kindersicherheit
Seit dem 29. September 2025 läuft im Skagenweg, der zur Schule am Heidenberger Teich führt, ein besonderer Verkehrsversuch. Die Stadt hat die Straße zur temporären Schulstraße erklärt und damit ein klares Zeichen für mehr Verkehrssicherheit gesetzt. Der Versuch ist vorerst bis zu den Sommerferien 2026 angelegt. Es ist also genug Zeit, um zu beweisen, dass weniger Elterntaxis tatsächlich mehr Sicherheit bedeuten.
Das Konzept ist so einfach wie wirkungsvoll: An Schultagen zwischen 7.30 und 8.10 Uhr morgens sowie zwischen 15.30 und 16.10 Uhr nachmittags dürfen nur noch Anwohnende mit Ausnahmegenehmigung in die Straße einfahren. Eine Schranke reguliert den Verkehr und sorgt dafür, dass die Regelung auch eingehalten wird.
"Kinder haben ein Recht auf selbstständige und sichere Mobilität", betont Mobilitätsdezernentin Alke Voß. "Mit der Schulstraße schaffen wir die nötigen Bedingungen dafür. Das Pilotprojekt ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung kinderfreundliche Stadt – auch beim Verkehr."
Wenn 60 Autos zur täglichen Gefahr werden
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Täglich drängten sich bis zu 60 Autos in die Sackgasse Skagenweg. Die Folgen waren vorhersehbar und gefährlich. Eltern mussten in der engen Straße wenden, blockierten dabei Gehwege und schufen unübersichtliche Situationen. Nicht selten führte der Stress zu Konflikten zwischen den Eltern selbst.
Besonders problematisch war die Sackgassenlage, die die Situation zusätzlich verschärfte. Trotz zahlreicher Versuche der Schule und der Stadt, das Problem zu lösen, von Elternbriefen über Halteverbote bis hin zu regelmäßigen Kontrollen durch Ordnungsamt und Polizei, blieb die Lage unübersichtlich und gefährlich.
Die Ironie dabei: Die Elterntaxis gefährden ausgerechnet die überwiegende Mehrheit der Kinder, die zu Fuß, mit dem Roller oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen. Kinder, die eigentlich vorbildlich unterwegs sind und ihre Mobilität selbstständig gestalten.
Praktische Alternativen für alle Bedürfnisse
Die Stadt Kiel hat den Verkehrsversuch nicht einfach verordnet, sondern durchdachte Alternativen geschaffen. Für Eltern, die dennoch auf das Auto angewiesen sind, stehen am Aalborgring zwei Elternhaltestellen mit insgesamt 20 Stellplätzen zur Verfügung. Der Weg von dort zur Schule beträgt nur rund 100 Meter, eine Strecke, die Kinder problemlos allein bewältigen können.
Noch interessanter sind die fünf Laufbushaltestellen, die entlang der Hauptschulwegachsen eingerichtet wurden. Hier können sich Kinder treffen und gemeinsam zur Schule gehen. Gemeinsam zur Schule zu gehen macht Spaß und schafft Freundschaften.
Rücksicht auf alle Beteiligten
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Bei der Planung des Verkehrsversuchs hat die Stadt darauf geachtet, alle Beteiligten im Blick zu behalten. Die Straßensperrungen sind bewusst auf die kritischen Hol- und Bringzeiten am Morgen und Nachmittag begrenzt. So bleiben die Einschränkungen für Anwohnende so gering wie möglich.
Anwohnende mit Ausnahmegenehmigung können jederzeit in die Straße einfahren. Auch Rettungs- und Einsatzfahrzeuge haben selbstverständlich immer freie Fahrt. Die Ausfahrt aus der Straße bleibt für alle jederzeit möglich. Das Ziel ist klar definiert: Während der Sperrzeiten soll der Verkehr vor der Schule deutlich beruhigt werden.
Gemeinsam für eine kinderfreundliche Verkehrspolitik
Das Tiefbauamt hat den Verkehrsversuch in enger Abstimmung mit der Schule, dem Ordnungsamt und der Polizei entwickelt. Diese Zusammenarbeit zeigt, dass erfolgreiche Verkehrspolitik nur im Dialog aller Beteiligten funktioniert.
Auf der Website der Stadt Kiel findest du Antworten auf zentrale Fragen zum Verkehrsversuch. Dort können auch Hinweise und Rückmeldungen eingereicht werden. Die Stadt lädt Schülerinnen, Eltern und Anwohnende ausdrücklich ein, sich aktiv zu beteiligen und ihre Erfahrungen zu teilen.
Ein Modell für andere Schulen
Der Verkehrsversuch im Skagenweg könnte Schule machen – im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn sich zeigt, dass temporäre Schulstraßen tatsächlich für mehr Sicherheit sorgen, ohne die Anwohnenden übermäßig zu belasten, könnte das Konzept auch an anderen Schulstandorten umgesetzt werden.
Das Pilotprojekt ist Teil einer größeren Vision: Kiel will eine kinderfreundliche Stadt werden, auch beim Verkehr. Kinder sollen sich sicher und selbstständig bewegen können, ohne von Elterntaxis gefährdet zu werden.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob der mutige Schritt im Skagenweg die erhofften Erfolge bringt. Die Voraussetzungen sind geschaffen – jetzt liegt es an allen Beteiligten, das Projekt zum Erfolg zu führen und damit ein Zeichen für mehr Verkehrssicherheit vor Schulen zu setzen.