Schloss Gottorf: Von der mittelalterlichen Burg zu Schleswig-Holsteins Landesmuseen
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Eine mittelalterliche Wasserburg entwickelte sich über 850 Jahre zu einem der bedeutendsten Fürstenhöfe Nordeuropas und beherbergt heute zwei große Landesmuseen. Schloss Gottorf auf der Schleswiger Museumsinsel blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück, die von glanzvoller Hofkultur bis zur militärischen Nutzung reicht.

Die Anfänge als Bischofssitz
Bischof Occo erwähnte die Burg Gottorf erstmals um 1160. Sie diente als Residenz und Festung der Bischöfe aus dem nahen Schleswig und bewachte den schmalen Landweg. Von 1161 bis 1268 residierten die Schleswiger Bischöfe in der Burg, bevor Herzog Erich I. von Schleswig sie 1268 gegen die Burg von Schwabstedt tauschte. Gottorf blieb fortan in weltlichem Besitz.
Herzog Waldemar IV. von Schleswig ließ 1288 den Westflügel abbrechen und wandelte die Burg ab 1295 in eine Vierflügelanlage um. Die Schauenburger Grafen residierten von 1326 bis 1459 auf Gottorf, bevor es 1460 an den dänischen König Christian I. fiel.
Renaissance und Wiederaufbau nach Bränden
Christians Sohn Friedrich I. übernahm das Schloss 1490 als Herzog von Schleswig. Nach einem verheerenden Brand 1492 begann er mit weitreichenden Umbauten. Ab 1530 ließ Friedrich I. den Westflügel im Stil der Frührenaissance errichten – den ersten Renaissancebau nördlich der Elbe. Aus seiner Zeit stammt auch die noch heute erhaltene "Gotische Halle", einer der ältesten Säle des Schlosses.
Als Friedrich I. 1523 zum König von Dänemark wurde, behielt er Gottorf als Hauptresidenz bei. Unter seinem Nachfolger Christian III. erhielt dessen Halbbruder Adolf I. 1544 Gebiete in Schleswig und Holstein zum Erbe und begründete das Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf. Schloss Gottorf wurde zur Hauptresidenz und namensgebend für die neue Herzogslinie.
Barockglanz und kulturelle Blüte

Am Ende des 17. Jahrhunderts war das alte Renaissanceschloss für die gestiegenen Ansprüche nicht mehr repräsentativ genug. Friedrich IV., eng mit dem mächtigen Königreich Schweden verbunden, gab eine barocke Erweiterung in Auftrag. Von 1697 bis 1703 wurde das Schloss nach Entwürfen des schwedischen Baumeisters Nicodemus Tessin d. J. umgestaltet und vergrößert.
Der Herzog starb jedoch während des Großen Nordischen Krieges auf dem Schlachtfeld bei Klissow und erlebte den Umbau nicht mehr. Bis zu seinem Tod wurde nur der gewaltige Südflügel fertig, die übrigen Planungen kamen zum Erliegen.
Nach dem für Gottorf verlorenen Krieg wurden 1713 die Länder Schleswig und Holstein verschiedenen Herren zugesprochen. Der dänische König erhielt das Herzogtum Schleswig mit Gottorf. Das südliche Holstein wurde seitdem von Kiel aus regiert.
Von der Kaserne zum Museum
Als Teil des dänischen Königreichs verlor Gottorf an Bedeutung. Die wertvolle Kunstkammer und die berühmte Bibliothek wurden größtenteils nach Kopenhagen verbracht. Gottorf wurde bis 1848 durch dänische Statthalter bewohnt.
Nach dem Krieg von 1848 richteten die Dänen im Schloss erst ein Lazarett und anschließend eine Kaserne ein. Die einstigen Paradezimmer wurden zu Schlaf- und Esssälen umgestaltet, Nebengebäude abgerissen und Stallungen errichtet. Das Schloss blieb auch nach 1867 Kaserne, nun für preußische Soldaten.
Ein Brandunglück beschädigte 1917 den Süd- und Westflügel schwer. 1920 besetzten Putschisten das Schloss während des Kapp-Putsches, bei den folgenden Kämpfen starben zehn Menschen. Nach 1945 diente Gottorf als Auffanglager für Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten – zeitweise waren mehrere hundert Menschen im Schloss untergebracht.
Neue Bestimmung als Kulturstätte
1948 erklärte die erste Landesregierung nach dem Zweiten Weltkrieg Schleswig zum Sitz der beiden Landesmuseen. Heute beherbergt Schloss Gottorf das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte sowie das Museum für Archäologie Schloss Gottorf. Seit 2008 ist auch das Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie dort untergebracht.
Ab 1972 wurden die kasernenmäßigen Ein- und Umbauten im Zuge einer Grundinstandsetzung entfernt. Mit der Ausweitung der Ausstellungsfläche auf die gesamte Schlossinsel können heute landeseigene Kunstsammlungen aller Epochen und große Sonderausstellungen präsentiert werden. Die Wiederherstellung des Barockgartens und des Gottorfer Globus brachte ein wenig barocken Glanz auf die Schlossinsel zurück.