Pflegefall in der Familie – was Angehörige frühzeitig regeln sollten

Ein Pflegefall innerhalb der Familie stellt Angehörige oft unerwartet vor emotionale, organisatorische und finanzielle Aufgaben. Je weniger im Vorfeld geklärt wurde, desto schwieriger fällt es, im Ernstfall schnell und verantwortungsvoll zu handeln. Umso wichtiger ist es, familiäre Abläufe frühzeitig zu besprechen, rechtliche Vorsorgedokumente zu erstellen und auch die finanzielle Absicherung nicht aus den Augen zu verlieren.

Junge Frau hilft älterem Mann beim Anziehen der Schuhe neben Rollstuhl im Schlafzimmer.
Häusliche Pflege, © freepik.com

Offene Gespräche schaffen Klarheit und Sicherheit

Ein plötzlicher Pflegebedarf führt häufig zu Spannungen, wenn unklar ist, wer welche Aufgaben übernimmt oder welche Wünsche die betroffene Person hat. Frühzeitige Gespräche innerhalb der Familie helfen dabei, realistische Erwartungen zu formulieren und konkrete Zuständigkeiten festzulegen. Dabei sollte offen angesprochen werden, welche Pflegeoptionen denkbar sind, welche Unterstützung gewünscht wird und wie vorhandene Ressourcen verteilt werden können. Auch der emotionale Umgang mit dem Thema Alter, Krankheit und Tod verdient dabei Raum.

Rechtliche Vorsorge gibt Handlungssicherheit

Ohne entsprechende Vollmachten und Verfügungen dürfen selbst engste Angehörige im Ernstfall keine Entscheidungen treffen. Deshalb gehört eine rechtliche Vorsorge zu den wichtigsten Schritten. Die Vorsorgevollmacht ermöglicht es, eine oder mehrere Vertrauenspersonen zu benennen, die im Falle der Entscheidungsunfähigkeit rechtswirksam gegenüber Banken, Behörden und anderen Institutionen handeln dürfen.

Ergänzend dazu regelt die Patientenverfügung, welche medizinischen Maßnahmen im Notfall erwünscht oder abzulehnen sind. Eine Betreuungsverfügung gibt an, wer im Falle einer gerichtlich angeordneten Betreuung eingesetzt werden soll. Alle drei Dokumente sollten schriftlich verfasst, regelmäßig aktualisiert und an einem zugänglichen Ort hinterlegt werden. Diese Vorsorgemaßnahmen vermeiden unnötige Konflikte und entlasten Angehörige in ohnehin belastenden Situationen.

Finanzielle Vorsorge reduziert Belastungen im Ernstfall

Neben der rechtlichen Planung ist auch die finanzielle Absicherung ein wesentlicher Bestandteil einer verantwortungsvollen Vorsorge. Gerade die Organisation und Finanzierung einer Bestattung wird oft unterschätzt. Eine frühzeitige Bestattungsvorsorge in Form einer Sterbegeldversicherung schafft Kostentransparenz und stellt zudem sicher, dass eigene Wünsche im Todesfall berücksichtigt werden.

Eine solche Vorsorgelösung entlastet die Angehörigen in einer ohnehin schwierigen Zeit, da sie finanzielle Entscheidungen und organisatorische Fragen bereits im Vorfeld regelt. Sie ermöglicht es, Rücklagen gezielt für diesen Zweck zu bilden, ohne andere finanzielle Verpflichtungen oder kurzfristige Liquidität zu beeinträchtigen. Beiträge zu Sterbegeldversicherungen sind in der Regel nicht steuerlich absetzbar, Bestattungskosten können aber im Rahmen der Nachlassabwicklung als Nachlassverbindlichkeiten berücksichtigt werden.

Vor Abschluss lohnt sich ein genauer Vergleich der Tarife und Bedingungen, um eine individuell passende Lösung zu finden.

Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen

Pflegerin spricht lächelnd mit älterer Frau auf Sofa in hellen Wohnzimmer.
Pflege daheim, © freepik.com / DC Studio

Pflegende Angehörige stehen häufig unter hohem Druck. Staatliche und private Unterstützungsangebote entlasten Angehörige zwar zum Teil, die Pflegeversicherung übernimmt aber je nach Pflegegrad nur bestimmte Leistungen, wie Pflegegeld, Sachleistungen oder Zuschüsse für barrierefreie Umbaumaßnahmen. Seit Januar 2025 beträgt der Entlastungsbetrag für alle Pflegegrade monatlich 131,- Euro und kann für anerkannte Betreuungs- und Entlastungsleistungen verwendet werden. Das monatliche Pflegegeld für die Pflegegrade 2 bis 5 gestaltet sich aktuell folgendermaßen:

Pflegegrad Pflegegeld 2025 (monatlich)
Pflegegrad 1 kein Anspruch
Pflegegrad 2 347,- Euro
Pflegegrad 3 599,- Euro
Pflegegrad 4 800,- Euro
Pflegegrad 5 990,- Euro

Ein jährliches Budget von 3.539,- Euro für Verhinderungs- und Kurzzeitpflege steht seit Juli 2025 zur Verfügung.

Pflegestützpunkte und Sozialdienste beraten bei der Auswahl ambulanter Pflegedienste, klären über Ansprüche auf und helfen bei der Antragstellung. Tagespflege, Kurzzeitpflege oder Verhinderungspflege bieten zeitlich begrenzte Entlastung, wenn Angehörige verhindert sind. Private Initiativen, Nachbarschaftshilfen oder ehrenamtliche Besuchsdienste ergänzen die staatlichen Angebote. Mit Blick auf die Reform 2026 ist geplant, die Entlastungsleistungen weiter zu bündeln und flexibel nutzbar zu machen, sodass Angehörige und Pflegebedürftige stärker profitieren werden.

Eine strukturierte Übersicht über regionale Anlaufstellen und Dienstleister hilft dabei, passende Hilfen rechtzeitig zu organisieren.

Absicherung gemeinsamer Verantwortung in der Partnerschaft

Für Ehepaare bietet sich in vielen Fällen eine gemeinsame Lösung an. Eine Sterbegeldversicherung für Eheleute erlaubt eine Bündelung der Vorsorge und kann mit reduzierten Beiträgen verbunden sein. Auch Modelle mit sofortigem Versicherungsschutz oder Sterbegeldversicherungen mit kürzerer Wartezeit sind möglich, können unter Umständen jedoch eingeschränkt oder abgelehnt werden, wenn bereits eine Erkrankung vorliegt.

Ob eine Sterbegeldversicherung sinnvoll ist, hängt von den individuellen Gegebenheiten ab, zum Beispiel von der finanziellen Situation, vorhandenen Rücklagen oder familiären Vereinbarungen. Besonders für Alleinstehende oder Paare ohne Kinder kann sie ein Mittel sein, um selbstbestimmt vorzusorgen.

Transparente Regelungen zur Auszahlung und Verwendung

Versicherte Beträge aus einer Beerdigungsversicherung oder einer Sterbegeldlösung stehen nach dem Todesfall den Begünstigten zur Verfügung, die bei Vertragsabschluss festgelegt wurden. Die Auszahlung erfolgt in der Regel unbürokratisch, sofern alle Unterlagen vollständig vorliegen. Auch hier ist es sinnvoll, relevante Dokumente wie Versicherungsnummern, Ansprechpartner und Nachweise an einem zentralen, zugänglichen Ort zu hinterlegen.

Teilweise kommt es vor, dass Arbeitgeber insbesondere im öffentlichen Dienst, bei kirchlichen Trägern oder in einzelnen Branchen mit Tarifbindung ein Sterbegeld zahlen. Ein prüfender Blick in bestehende Arbeits- oder Tarifverträge kann hier also sinnvoll sein.

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