Kiels 16. Sozialbericht: Stadt wächst, aber Herausforderungen bleiben
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Die Landeshauptstadt Kiel hat zum 16. Mal ihren Sozialbericht unter dem Motto „Daten für Taten" vorgelegt. Der aktuelle Bericht liefert fundierte Strukturdaten zur Entwicklung der Bevölkerung, privaten Haushalte, Wohnraumversorgung sowie zur Arbeitslosigkeit und verschiedenen Transferleistungen. Alle Daten sind differenziert für die einzelnen Kieler Ortsteile aufgeschlüsselt.

Positive Entwicklung bei Bevölkerung und Beschäftigung
Kiel wächst weiter. Ende 2024 lebten 251.379 Menschen in der Landeshauptstadt. Das Durchschnittsalter stieg auf 41,96 Jahre. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Wohnort Kiel wuchs bis zum 30. Juni 2024 um 1,5 Prozent. Seit dem letzten Jahr gibt es knapp 1.600 erwerbstätige Personen mehr. Den stärksten Anstieg verzeichnete Holtenau mit 2,5 Prozentpunkten und auch Gaarden und Mettenhof entwickelten sich positiv.
Oberbürgermeister Ulf Kämpfer zeigt sich zufrieden: "Kiel wächst weiter. Das ist eine gute Nachricht für unsere Stadt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist 2024 gestiegen und auch beim Wohnungsbau legen wir langsam, aber kontinuierlich zu."
Wohnungsmarkt und Wohngeld
Der Wohnungsbestand wuchs ebenfalls. Ende 2024 gab es 139.904 Wohnungen, ein Plus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr und 4,4 Prozent mehr als 2014. Einpersonenhaushalte dominieren weiterhin die Haushaltsstrukturen. Ihre Zahl stieg 2024 um 688 auf nun 84.961.
Mehr Personen haben Anspruch auf Wohngeld und beziehen dieses auch. In Kiel dauert es 4 bis 6 Wochen, bis ein Wohngeld-Antrag bearbeitet ist, was im Vergleich zu anderen Städten deutlich schneller geht als anderswo. Die Zahl der zugewiesenen Flüchtlinge hat sich im Vergleich zu 2023 nahezu halbiert. Besonders deutlich ist der Rückgang bei Geflüchteten aus der Ukraine mit minus 73 Prozent.
Demografischer Wandel zeigt Wirkung
Gleichzeitig sehen die Verantwortlichen die Herausforderungen des demografischen Wandels. Die Bevölkerung wird älter. Im Jahresdurchschnitt 2024 ging die Zahl der Leistungsberechtigten nach SGB II um 1,8 Prozent zurück. Gleichzeitig stieg die Zahl der älteren Leistungsberechtigten nach SGB XII um 4,1 Prozent – eine direkte Folge des demografischen Wandels.
Schwerpunkt Drogenproblem
Ein besonderer Fokus des Berichts liegt auf dem Thema Drogen. Der Bericht zeigt, wie sich Konsum und Handel in Kiel entwickeln, welche Präventions- und Hilfsangebote bestehen und welche Herausforderungen für Stadtgesellschaft und Stadtbild entstehen, insbesondere in Gaarden.
Seit 2012 hat sich die Zahl der Drogentoten in Kiel verdoppelt. Crack ist in Kiel derzeit das Hauptproblem. 79 Prozent der Konsumenten sind männlich, 21 Prozent weiblich. Alkohol bleibt mit knapp 23 Prozent immer noch die häufigste Volksdroge.
Ein Betroffener beschreibt die zerstörerische Wirkung von Crack: "Man bekommt für fünf Euro eine Pfeife, und der Kopf ist so fixiert darauf, immer weiterzumachen. Das erste Erlebnis war euphorisch und seitdem sucht man ständig diesen Moment wieder. Aber er kommt nie zurück."
Cannabis-Legalisierung zeigt Auswirkungen
Die Anzahl an Rauschgiftdelikten ist zurückgegangen, aber gleichzeitig ist die Beschaffungskriminalität gewachsen. Beides steht im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Legalisierung von Cannabis. Die Droge Fentanyl, die in den USA seit einiger Zeit für massive Probleme in der Drogenpolitik sorgt, ist in Kiel noch nicht wirklich angekommen. Die Verantwortlichen rechnen damit in 1 bis 1,5 Jahren.
Drogenraum und Karlstal-Situation
Ein Drogenraum soll auf dem Westufer geschaffen werden. Die Stadt ist auf der Suche nach einem geeigneten Standort. Wahrscheinlich wird dieser 2026 eröffnet, aber vom Land bzw. dem Gesundheitsministerium fehlt bisher die Erlaubnis.
Die Umsiedlung der Drogenszene vom Karlstal ist weiterhin in Arbeit, kommt aber nur schleppend voran. Das Karlstal wird inzwischen dreimal in der Woche von der Stadt aus gereinigt.
Doppelstrategie gegen Drogenprobleme
Kiel setzt auf eine ganzheitliche Strategie, die kurzfristige Maßnahmen mit langfristigen Perspektiven verbindet. Die Stadt verfolgt dabei einen Doppelansatz: konsequente Repression, wo sie erforderlich ist, und gezielte soziale Hilfe für Menschen mit Suchtproblemen.
Sozialdezernent Gerwin Stöcken erklärt: "Die Bekämpfung von Drogenproblemen ist kein Sprint, sondern ein Marathon, manchmal sogar ein doppelter. Es braucht Ausdauer, Geduld und eine gute Balance aus klarer Repression und wirksamer sozialer Hilfe. Wer nur auf Kontrolle setzt, verliert die Menschen. Wer nur auf Hilfe setzt, verliert die Realität."
Positive Gesamtentwicklung
Insgesamt hat sich von den Zahlen her aber vieles zum Positiven gewandelt. Die Stadt zeigt sich auf einem stabilen Kurs, muss aber weiter vorausschauend handeln, damit Kiel für alle Generationen in allen Stadtteilen lebenswert bleibt.
Der Sozialbericht dient als transparente Informationsquelle für Verwaltung, Politik und interessierte Bürger gleichermaßen. Der gedruckte Sozialbericht 2025 kann beim Dezernat für Soziales, Gesundheit, Wohnen und Sport angefordert werden. Auch eine Bestellung per E-Mail an katja.geisler@kiel.de oder telefonisch unter 0431/901-3024 ist möglich.
Der Bericht steht online zum Download bereit und ist auch als interaktives E-Paper veröffentlicht. Der Sozialbericht ist barrierefrei zugänglich, sodass Menschen mit Beeinträchtigungen die Inhalte ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe nutzen können.