Momente einer Stadt: Stadtmuseum zeigt Stadtentwicklung von 1900 bis 1950
Kultur Ausstellungen
Kiel hat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine rasante Entwicklung durchlaufen. Vom Aufstieg zur Großstadt um 1900 über die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg bis hin zum Wiederaufbau in den 1950er Jahren – die Veränderungen des Stadtbildes waren enorm. Die städtische Lichtbildstelle hatte den Auftrag, diese Entwicklungen fotografisch festzuhalten. Rund 120 dieser eindrucksvollen Aufnahmen aus den Jahren 1900 bis 1950 sind nun in der Ausstellung "Momente einer Stadt" im Stadtmuseum Warleberger Hof zu sehen.

Wann: | 20. Juni 2025 bis 1. März 2026 Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10.00 bis 18.00 Uhr |
Wo: | Stadtmuseum Warleberger Hof |
Eintritt: | frei |
Die Aufgaben der Lichtbildstelle
Die Lichtbildstelle wurde 1941 gegründet, um historische Fotos zu sammeln, neue Aufnahmen anzufertigen und Bilder für Vorträge und Publikationen über die Stadt und die Arbeit der Stadtverwaltung zu reproduzieren. Dabei ging es nicht nur darum, das sich verändernde Stadtbild zu dokumentieren, sondern auch das Lebensgefühl der jeweiligen Zeit einzufangen.
Besonders interessant sind die "vorher-nachher"-Aufnahmen, bei denen die Fotografen und Fotografinnen am Standort eines früheren Fotos erneut auf den Auslöser drückten, um die Veränderungen im Stadtbild festzuhalten. Leider ist nur in wenigen Fällen bekannt, wer die Fotografien anfertigte.
Aufwendige Digitalisierung
Mit Mitteln der Deutschen Forschungsgesellschaft hat das Stadtarchiv in drei Jahren harter und aufwendiger Arbeit die auf Glasplattennegativen festgehaltenen Bildern digitalisiert. Unerwartete Faktoren wie eine umfangreiche Reinigung des Materials machten den Vorgang zu einer langwierigen Aktion. Dr. Johannes Rosenplänter, Institutsleiter des Kieler Stadtarchivs, ist stolz, dass über 4500 Bilder nutzbar gemacht werden konnten und jetzt für die Forschung und die Öffentlichkeit zugänglich sind.
Kiel im Wandel der Zeit
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Die Ausstellung zeigt die Entwicklung Kiels aus städtischer Perspektive. Nachdem Kiel 1871 zum Marinehafen des neu gegründeten Deutschen Reiches geworden war, lösten Marine und Werften ein rasantes Wachstum aus, das die Stadt um 1900 zur Großstadt machte. Der Ausbau der Infrastruktur mit Bahnhof, Gaswerk und der Abwasserleitung nach Bülk war eine logische Folge.
Die militärische Bedeutung Kiels hatte auch Schattenseiten: Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt bombardiert und lag 1945 in Trümmern. Der Wiederaufbau in den 1950er Jahren brachte erneut große Veränderungen mit sich.
Neben der gebauten Stadt befasst sich die Ausstellung auch mit den sozialen Aufgaben der Stadtverwaltung. Schulen, Altersheime und das Städtische Krankenhaus gehörten ebenso dazu wie die Flüchtlingsunterkünfte nach 1945. Ein Beispiel für die Wirtschaftsförderung in der Nachkriegszeit ist der "Bekleidungshof Eichhof", wo in einer ehemaligen Kaserne Textilfirmen angesiedelt wurden, um Arbeitsplätze zu schaffen und die Bevölkerung mit Kleidung zu versorgen.
Kuratorische Kriterien
Für Kuratorin Dr. Eva-Maria Karpf waren drei Kriterien ausschlaggebend bei der Kuration der ausgestellten Bilder: Vielfalt, der Vorher-Nachher-Effekt und ihre eigene emotionale Resonanz auf die Bilder. Dabei konzentrierte sie sich vor allem auf die Bilder selbst und weniger auf die Fotografen und Fotografinnen, die in vielen Fällen ohnehin unbekannt sind.
Mitmach-Angebote und Begleitprogramm
Die Ausstellung bietet den Besuchenden verschiedene Möglichkeiten, sich aktiv mit den historischen Fotos auseinanderzusetzen. Beim Postkarten-Rätsel gilt es, Motive von Postkarten in der Ausstellung wiederzufinden. An der Selfie-Station kann man sich gemeinsam mit den Arbeitern ablichten, die vor über 100 Jahren die Abwasserleitung nach Bülk gebaut haben. Und im Abschluss-Bilderrätsel sollen drei Bildern jeweils die richtige Jahreszahl zugeordnet werden.
Das umfangreiche Begleitprogramm zur Ausstellung reicht von Führungen mit Kieler Fotografen und Fotografinnen über Kreativworkshops mit der eigenen Kamera bis hin zu einer Besichtigung des Klärwerks Bülk und einem Rhetorik-Workshop. Außerdem erklärt Fotoarchivar Christoph Freitag, wie er herausfindet, wer oder was auf historischen Bildern zu sehen ist.
Das ausführliche Begleitprogramm findet ihr online unter kiel.de. Leider müssen aufgrund der Haushaltssperre die ursprünglich geplanten Sonntagsführungen sowie die Angebote für Schulklassen entfallen.
Während der Kieler Woche (21. bis 29. Juni) lädt das Stadtmuseum täglich von 12.00 bis 12.15 Uhr zu kompakten Mittagsführungen durch die Ausstellung ein – ideal für alle, die zwischen Regatta und Konzert einen Moment der Ruhe und Reflexion suchen.
Die Ausstellung "Momente einer Stadt – Fotos der Kieler Lichtbildstelle 1900-1950" ist vom 20. Juni 2025 bis zum 1. März 2026 im Stadtmuseum Warleberger Hof zu sehen. Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.