Innovative Projekte und Begegnungen an der Muthesius Kunsthochschule

Die diesjährige Ausstellung der Muthesius Kunsthochschule bietet auch 2025 wieder spannende Einblicke in die Arbeit der Studierenden. Wir wollen euch hier ein paar der Projekte vorstellen, um auch allen interessierten Personen, die sich die Ausstellung nicht anschauen können, einen Einblick zu gewähren.

Der Präsident der Muthesius Kunsthochschule mit Studierenden vor dem Außenpavillon der Muthesius in Kiel
Präsident Arne Zerbst mit den Studierenden aus dem Organisationsteam für Einblick/Ausblick 2025, © kiel-magazin.de

An der Muthesius Kunsthochschule in Kiel entstehen derzeit bemerkenswerte Projekte, die Kunst, Technologie und gesellschaftlichen Dialog miteinander verbinden. Von künstlicher Intelligenz bis hin zu nachhaltigen Begegnungsformaten zeigen Studierende und Lehrende innovative Ansätze für aktuelle Herausforderungen.

Präsident Arne Zerbst äußert sich zu den aktuellen Herausforderungen wie folgt: "Das geopolitische Barometer steht auf Sturm! Überall Gegenwind, wo bleibt der Aufwind? Die Muthesius Kunsthochschule produziert positive Entwürfe der Zukunft! Und zwar mit Bildern und Ideen, die sorgsam durchdacht und damit wertvoll für uns alle sind. Muthesius als optimistischer Kraftort: Machen wir die Zukunft zu einer Freundin! Wir verstehen unsere Hochschule als gemeinsam gestaltetes Kunst-und Designlabor, als Ort der Empfindsamkeit und des Zusammenhalts, als Ort der gesellschaftlichen Brücken und Begegnungsräume. Wir sind ein Ort der Freiheit und der Demokratie und wir wollen es bleiben!"

Künstliche Intelligenz trifft auf menschliche Erinnerungen

Das Projekt "KÜNSTLICHE IDENTITÄT (LABOR VERSUCH)" erforscht die grundlegenden Fragen menschlicher Identität durch eine interaktive KI-Rauminstallation. Inspiriert vom Film "Memento" von Christopher Nolan, haben die Studierenden Isabel Wagner, Sofiia Nahorna und Noah Dreyblatt drei individuelle KI-Persönlichkeiten entwickelt: XP14 als reflektierte Realistin, XP15 als emotionale Feinsinnige und XP16 als lebendige Spontane.

Die drei Studierenden, die das Projekt entwickelt haben
Die drei Studierenden, die das Projekt entwickelt haben, von links: Noah Dreyblatt, Isabel Wagner & Sofiia Nahorna, © kiel-magazin.de

Diese KI-Persönlichkeiten basieren auf lokal installierten Large Language Models, die mit authentischen menschlichen Erinnerungen aus umfangreichen Umfragen trainiert wurden. Besucher können über ein HTML-basiertes Interface direkt mit den KIs interagieren. Jede Antwort verweist auf konkrete Erinnerungen realer Menschen. Der gesamte Prozess wird transparent dargestellt – vom Chat-Input über die KI-Interaktion bis zum Output.

Vielfältige Projekte aus verschiedenen Fachbereichen

In der Keramikklasse von Professorin Isa Melsheimer zeigt Lana Schubert ihre politische Bachelorarbeit als Wandarbeit aus Keramikfliesen. Die Arbeit beschäftigt sich mit Rohstoffen und seltenen Erden, die in Smartphones, Computern und Batterien verarbeitet sind.

Die Studentin Liza Überall vor ihren Installationen in Kiel
Liza Überall vor den von ihr geschaffenen Installationen, © kiel-magazin.de

Liza Überall präsentiert die Installation "CHROMA" – eine experimentelle Serie, die das wissenschaftliche Verfahren der Chromatographie nutzt. Sie visualisiert Farbprofile saisonalen Gemüses, indem unterschiedlich angebautes Gemüse mit Alkohol püriert, gefiltert und auf Papier gegossen wird.

Besucherinnen und Besucher können Gemüsesäfte verkosten, während Kassenbons Informationen über das Gemüse liefern. Dabei wird insbesondere der Unterschied zwischen biologisch behandeltem und unbehandeltem Gemüse, sowohl farblich als auch geschmacklich, deutlich.

Wissenschaftskommunikation und europäische Werte

Die Präsentation von Forschungsergebnissen auf einem IPad
Präsentation des interaktiven Designs der Forschungsergebnisse von Amrum, © kiel-magazin.de

Professor Tom Duscher betreut mehrere spannende Projekte im Bereich Interaktives Infodesign. Master-Studierende entwickelten zusammen mit Archäologe Dr. Bente Majchczack ein mehrstufiges Informationssystem über historische Funde des CAU Exzellenzclusters "Roots" auf der Insel Amrum. Über die Insel verteilt befinden sich mehrere Schilder, anhand derer man die Ergebnisse nachvollziehen kann. Gesteuert wird dabei alles über eine eigens entwickelte App.

Drittsemester-Studierende gestalteten Augmented Reality Plakate, die Informationen über europäische Mitgliedsstaaten visualisieren. Basierend auf Euro-Stats-Daten stellen die Entwürfe Vorteile und Werte der Europäischen Union heraus. Zusätzlich gibt es ein Exponat zum Thema Meeresversauerung und -erwärmung.

Raumstrategien und Industriedesign

Master-Studentin Linnea Caspers zeigt ihre Masterarbeit über das Kieler Schloss und mögliche Belebungskonzepte, die dem immer weiter voranschreitendem Klimawandel gewappnet sind. Noah Dreyblatt präsentiert als Bachelor-Student der Szenografie verschiedene Rauminszenierungen.

Ein Bild für eine mögliche Veränderung des Erscheinungsbildes einer Straße in der Kieler Innenstadt
Ein möglicher Entwurf für die Begrünung der Umgebung um das Kieler Schloss, © kiel-magazin.de

Im Industriedesign beschäftigten sich Studierende des 3. und 4. Semesters unter Professor Martin Postler mit dem Thema "Compete" und Wettkämpfen. Sie entwickelten besondere Sportgeräte wie eine zusammenfaltbare Tischtennisplatte, die Sportlerinnen und Sportlern ermöglicht auch ohne Gegenspieler zu trainieren, und eine optimierte Rudermaschine.

Um:Tisch – Dialog durch gemeinsames Essen

Parallel zu den Hochschulprojekten bereichert das Format "Um:Tisch" die Kieler Stadtgesellschaft. Das Social-Dinner-Format verbindet gemeinsames Essen mit Wandel und Begegnung. Durch gezielte Gesprächsimpulse schafft es Raum für Austausch und Reflexion zwischen verschiedenen Generationen und gesellschaftlichen Gruppen.

Bilder über die Motivation und die Durchführung des Projektes Um:Tisch von Linea Caspers
Impressionen und Bilder des Projektes Um:Tisch, © kiel-magazin.de

Die Initiatorin Linea nutzt ihr räumliches Gespür, um öffentliche Räume als kulturell wertvolles Element zu etablieren. Ihr Ziel ist es, durch gemeinsames Essen Menschen zu verschiedenen Themen zusammenzubringen und den Dialog zu fördern. Es ist zwar noch nicht sicher, ob das Projekt über den Sommer hinaus erhalten bleiben wird, aber es wäre eine Bereicherung für das kulturelle Miteinander.

Diese vielfältigen Projekte zeigen, wie Kunst, Design und soziale Formate zusammenwirken können, um gesellschaftliche Herausforderungen kreativ anzugehen und neue Perspektiven zu eröffnen.

Ortsinformationen

Muthesius Kunsthochschule
Legienstraße 35
24103 Kiel
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