25 Jahre Plattdeutscher Rat Schleswig-Holstein
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Am 10. Juni 2025 feierte der Plattdeutsche Rat Schleswig-Holstein sein 25-jähriges Bestehen mit einer festlichen Veranstaltung im Landeshaus Kiel. Zahlreiche Gäste, darunter Medienvertreter und Mitglieder verschiedener Gremien, Institutionen und Verbände, waren der Einladung gefolgt, um gemeinsam auf die erfolgreiche Arbeit des ehrenamtlichen Rates zurückzublicken und einen Ausblick auf zukünftige Projekte zu werfen.

Engagement für die niederdeutsche Sprache
Seit der Unterzeichnung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen im Jahr 1992 und deren Ratifizierung 1998 genießt das Niederdeutsche in Deutschland den Status einer anerkannten Minderheitensprache. Die Charta, die zusammen mit dem Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten den Einsatz des Europarates für den Schutz dieser Gruppen bestätigt, verpflichtet die Vertragsstaaten dazu, den Gebrauch von Minderheitensprachen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens aktiv zu fördern.
Seit seiner Gründung im Jahr 2000 setzt sich der Plattdeutsche Rat Schleswig-Holstein deswegen unermüdlich für die Belange der Menschen ein, die die Regionalsprache sprechen oder an ihr interessiert sind. Zu den größten Erfolgen zählt die Einführung des Niederdeutsch-Unterrichts an Modellschulen seit dem Schuljahr 2014/2015, an der der Rat maßgeblich beteiligt war.
Festliches Programm mit Vorträgen und Musik
Die Jubiläumsfeier startete um 16.30 Uhr im Schleswig-Holstein-Saal des Landeshauses im Beisein von Mitgliedern und Wegbegleitern des Vereins sowie Vertreterinnen und Vertretern aus allen Fraktionen des Landtags.
Nach der Begrüßung durch Landtagspräsidentin Kristina Herbst, in der Sie die Arbeit des Vereins lobte und sich für einen gemeinsamen Austausch zwischen den Bundesländern hinweg aussprach, um den Erhalt der Niederdeutschen Sprache auch langfristig abzusichern.
Heute sei das Plattdeutsche zwar schon präsenter als vor 25 Jahren und habe an Ansehen innerhalb der Bevölkerung gewonnen, aber noch immer sei die Gefahr, dass die Minderheitensprache irgendwann, aufgrund des Mangels von Sprecherinnen- und Sprechernachwuchs, auszusterben droht. Sie selbst hat die Hoffnung, ihre Rede auch einmal komplett auf Niederdeutsch halten zu können.
Anschließend folgten Grußworte von Johannes Callsen, dem Beauftragten des Ministerpräsidenten für Minderheiten und Niederdeutsch, sowie von Peter Stoltenberg, dem Präsidenten des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes (SHHB). Auch sie betonten die Notwendigkeit der besseren Vernetzung zwischen den Niederdeutschen Institutionen der einzelnen Bundesländer und den Medien, um der Sprache wieder mehr Raum im Alltag geben und diese präsenter zu machen.
Marianne Ehlers referierte über die "Apostels för Platt – de Raat", während Kirsten Maria Voß und Klaus Jensen in ihrem Vortrag "Medien, Scholen un wat noch – de Raat vundaag" die aktuelle Arbeit des Rates beleuchteten. Christiane Ehlers vom Niederdeutschsekretariat Hamburg gab mit ihrem Beitrag "Dat Plattdüütsche in de Tokunft bringen" einen Ausblick auf die Zukunft der Sprache. Musikalisch umrahmt wurde das Programm von der Gruppe "Kööm un Knarren".

Niederdeutsch in allen Lebensbereichen fördern
Der Plattdeutsche Rat Schleswig-Holstein setzt sich dafür ein, dass die Regionalsprache nicht nur in Kindertageseinrichtungen, Schulen und Universitäten angeboten wird, sondern auch in der Pflege, Verwaltung und den Medien ihren Platz findet. Insbesondere die Arbeit mit Menschen in jungen Lebensjahren ist von großer Bedeutung, um den Nachwuchs für kommende Generationen zu gewinnen und zu sichern. Nur wenn diese Interessen zusammengeführt und mit einer starken Stimme vertreten werden, sind zukunftsweisende Absprachen mit der Kulturpolitik möglich.
Eine der größten Herausforderungen für die niederdeutsche Sprache in der heutigen Zeit ist die Tatsache, dass sie oft keine passenden Worte für Begriffe und Konzepte der modernen Welt bereithält. Im Gegensatz zu lebendigen Sprachen, die sich ständig weiterentwickeln und an neue Gegebenheiten anpassen, hat das Niederdeutsche in vielen Bereichen den Anschluss verloren. Um die Sprache zukunftsfähig zu machen, müssen daher neue Wörter gefunden oder geschaffen werden, die den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht werden.
Nachdem im Jahr 2023 das "Plattradio" wegen fehlender Staatsferne eingestellt wurde, gibt es Pläne zu einer Wiederbelebung eines Niederdeutschen Radios, diesmal unter privater Verwaltung. Die Vorbereitungen dazu seien schon in vollem Gange, einzig die Frage der Finanzierung sei noch nich abschließend geklärt, aber auch hier sei man guter Dinge, das zeitnah eine Einigung gefunden wird.
2016 wurde das letzte Mal eine deutschlandweite Studie durchgeführt, um festzustellen, wie viele Menschen heute noch des Niederdeutschen mächtig sind. Um in diesem Bereich mit aktuellen Datensätzen arbeiten zu können, auch in Hinblick auf den demographischen Wandel, soll im Laufe des nächsten Jahres eine neue Studie in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für deutsche Sprache durchgeführt werden.
Enge Zusammenarbeit mit Partnern
Die sieben ehrenamtlichen Mitglieder des Rates, die alle vier Jahre gewählt werden, arbeiten eng mit zahlreichen Partnern zusammen. Dazu zählt auch der Schleswig-Holsteinische Heimatbund (SHHB), der Dachverband für mehr als 200 Vereine, Verbände und private Organisationen, die sich für die schleswig-holsteinische Heimat- und Kulturpolitik, den Naturschutz, die Denkmalpflege, die Landesgeschichte sowie die niederdeutsche und friesische Sprache engagieren.
Die Jubiläumsfeier bot nicht nur Gelegenheit, die erfolgreiche Arbeit des Plattdeutschen Rates Schleswig-Holstein zu würdigen, sondern auch den Blick nach vorn zu richten. Aktuell setzt sich der Rat verstärkt für das Thema "Niederdeutsch in den Medien" ein. Der festliche Abend endete mit einem geselligen Empfang und angeregten Gesprächen unter den Gästen.
Möchtet Ihr auch einmal testen, wie gut eure Kenntnisse des Niederdeutschen sind, könnt ihr es einmal hier ausprobieren und nachsehen, wie viel Ihr verstehen könnt.