70. Todestag von Andreas Gayk: Stadtarchiv Kiel erhält wertvolles Dokument
Stadtinfo Rund um die Stadt
Am 1. Oktober 2024 jährt sich der Todestag von Andreas Gayk, einem der bedeutendsten Oberbürgermeister Kiels in der Nachkriegszeit, zum 70. Mal. Zu diesem Anlass erhielt das Stadtarchiv der Landeshauptstadt Kiel ein geschichtsträchtiges Geschenk: das handschriftliche Originalmanuskript der Trauerrede, die Bundespräsident Theodor Heuss anlässlich Gayks Beerdigung verfasst hatte.
Andreas Gayk: Oberbürgermeister, Visionär und Freund
Andreas Gayk, geboren 1893, war von 1946 bis zu seinem frühen Tod 1954 Oberbürgermeister der Stadt Kiel. In seine Amtszeit fielen die schwierigen Jahre des Wiederaufbaus nach den massiven Zerstörungen des Krieges. Doch Gayk verstand den Wiederaufbau nicht nur als materiellen Prozess, sondern auch als moralische Aufgabe: Für ihn ging es darum, eine demokratische Stadtgesellschaft zu formen und Kiel zukunftsfähig zu machen.
Gayk setzte dabei auf Moderne und Innovation. So initiierte er die Neugründung der Kieler Woche als Fest der internationalen Verständigung und knüpfte wichtige Kontakte nach Skandinavien und Großbritannien. Auch bundespolitisch war Gayk als Mitglied des Parlamentarischen Rates aktiv, der das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland ausarbeitete.
Besonders eng verbunden war Gayk mit Bundespräsident Theodor Heuss, der während seiner Amtszeit jedes Jahr als prominenter Ehrengast die Kieler Woche besuchte. Die beiden Männer schätzten einander nicht nur als Politiker, sondern auch als Freunde.
Theodor Heuss' Trauerrede: Ein bewegendes Zeugnis
View this post on Instagram
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit dem Klick auf „Beitrag anzeigen“ akzeptieren Sie die Datenverarbeitung durch Instagram. Mehr Informationen entnehmen Sie unserer Datenschutzerklärung .
Als Andreas Gayk am 1. Oktober 1954 nach schwerer Krankheit verstarb, war die Trauer in Kiel und darüber hinaus groß. Zu seiner Beerdigung am 5. Oktober in der Kieler Ostseehalle war auch Bundespräsident Heuss eingeladen, der jedoch verhindert war. Stattdessen verfasste er eigenhändig eine Trauerrede, die sein Referent Hans Bott bei der Feier verlas.
Dieses handschriftliche Originalmanuskript befand sich im Privatbesitz von Dr. Gerd Küchmeisters verstorbener Frau, die es im Bewusstsein um seinen historischen Wert für die Stadt Kiel gegen das Archivarsethos persönlich bei einer Auktion erworben hatte. Nun, 70 Jahre nach Gayks Tod, übergab Dr. Küchmeister das wertvolle Dokument an das Kieler Stadtarchiv.
In der Rede würdigt Heuss den verstorbenen Oberbürgermeister in bewegenden Worten als "kampflustiges Naturell", dessen "schönes Temperament" jedoch nicht seine einzige Stärke gewesen sei. Vielmehr habe Gayk sich durch "tiefen Sach-Ernst", ein "empfindsames Rechtsgefühl" und "weiches Mitleiden-Können" ausgezeichnet.
Ein Geschenk für die Stadtgeschichte
Für das Stadtarchiv Kiel ist das Originalmanuskript eine bedeutende Bereicherung seiner Bestände. "Das Dokument ist nicht nur eine wertvolle Heuss-Handschrift", betont Archivleiter Dr. Johannes Rosenplänter. "Es hilft der Forschung zudem, die enge Verbindung des Bundespräsidenten mit Gayk und mit Kiel zu verstehen."
Oberbürgermeister Ulf Kämpfer dankte der Familie Küchmeister für das großzügige Geschenk. Er sieht darin zugleich Ansporn und Verpflichtung: "Die Landeshauptstadt Kiel hat allen Grund, an Andreas Gayk zu erinnern. Für ihn war der Wiederaufbau auch ein moralischer, der Aufbau einer demokratischen Stadtgesellschaft. In diesem Sinn steht Kiel auch heute in seiner Tradition."
Ermöglicht wurde die Schenkung durch die Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, die das Manuskript zunächst selbst erhalten hatte. Ihr Vorsitzender Rolf Fischer nimmt das Dokument eine "Initialzündung" für ein zukünftiges Projekt: In Zusammenarbeit mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel soll im kommenden Jahr eine umfassende wissenschaftliche Biografie über Andreas Gayk entstehen.
Das Manuskript steht neben anderen Zeitdokumenten zur Trauerfeier für Andreas Gayk ab sorfort Interessierten und Forschenden gegen Nachfrage im Stadtarchiv zur Einsicht zur Verfügung.