Schmaus & Plausch: Gemeinsam kochen gegen gesellschaftliche Barrieren
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Was als theoretisches Uni-Projekt begann, entwickelte sich zu einer bewegenden sozialen Initiative: Schmaus & Plausch bringt Menschen unterschiedlicher Lebenssituationen beim gemeinsamen Kochen zusammen. Seit Mai 2023 finden die Kochabende regelmäßig in Kiel statt und schaffen Begegnungen, die im Alltag selten möglich sind.

Vom Seminar zur sozialen Brücke
Die Idee entstand im Uni-Seminar "GeoMedien" mit einem klaren sozialen Auftrag: Barrieren zwischen Menschen in stabilen Lebenssituationen und Personen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, abbauen. Als Rahmen wählten sie bewusst etwas Alltägliches – das gemeinsame Kochen.
Der soziale Fokus erweiterte sich schnell über Wohnungslosigkeit hinaus. Heute nehmen auch Menschen teil, die von Altersarmut oder Einsamkeit betroffen sind. "Wenn wir alle zusammen Gemüse schnippeln und kochen, ist es egal, woher du kommst und in welcher Situation du dich momentan befindest", erklären die Organisatoren. Diese Begegnungen auf Augenhöhe durchbrechen gesellschaftliche Vorurteile und schaffen echte menschliche Verbindungen.
Förderung ermöglicht kostenlose Teilnahme
Die Chance zur praktischen Umsetzung erhielten die Studierenden durch yooweedoo, einer Plattform, die unter anderem von der Stadt Kiel unterstützt wird, und die Projekte in ihrem Aufbau fördert. 2023 bewarben sie sich erfolgreich um die Förderung und veranstalteten im Mai 2023 ihren ersten Kochabend. Da das soziale Projekt für alle Teilnehmenden kostenlos bleiben sollte, beantragten sie auch 2024 erneut die yooweedoo-Förderung und erhielten diese. Diese Kostenfreiheit ist essentiell, um Menschen in schwierigen Lebenssituationen die Teilnahme zu ermöglichen.
Netzwerk sozialer Einrichtungen wächst
Zu Beginn kooperierte Schmaus & Plausch mit Hempels e.V., um ersten Zugang zur Szene der Wohnungslosen zu bekommen. Mittlerweile erweiterte sich das soziale Netzwerk erheblich. Die Flyer für kommende Kochabende gehen an den Verteiler des niedrigschwelligen Netzwerks Schleswig-Holstein. Dazu gehören soziale Institutionen wie der Kieler Anker, das Kieler Fenster und Brücke – alles Anlaufstellen für Menschen in besonderen Lebenslagen. Zusätzlich informiert der Instagram-Account über anstehende Termine.
Gemütliche Atmosphäre fördert Begegnungen
Nach dem ersten Kochabend in der Cocina wechselten die Organisatoren zum zweiten Termin in die Sozialkirche in Gaarden. Grund waren die niedrigeren Kosten für das Projektbudget. Sie kehrten jedoch schnell zur Cocina in die Alte Mu zurück, da dort eine gemütlichere Atmosphäre herrscht. Diese warme, einladende Umgebung ist entscheidend für das soziale Miteinander und hilft dabei, Hemmschwellen abzubauen.
Nachhaltigkeit durch Foodsharing
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Eine feste Kooperation besteht mit foodsharing. Von dort erhalten die Organisatoren regelmäßig frisches Gemüse, Obst und weitere Lebensmittel. Diese Zusammenarbeit verbindet den sozialen Gedanken mit Nachhaltigkeit und zeigt den Teilnehmenden, wie Lebensmittelverschwendung vermieden werden kann. Da erst am Tag des Kochabends klar wird, welche Zutaten verfügbar sind, müssen alle spontan entscheiden, was gekocht wird – ein gemeinschaftlicher Prozess, der verbindet.
Gemeinsame Arbeit stärkt das Miteinander
Der allmonatliche Ablauf hat sich eingespielt und bezieht alle Teilnehmenden aktiv ein: Nach der Abholung der Lebensmittel fahren alle zum Ort des Kochens. Mindestens zwei Personen kaufen zusätzliche Lebensmittel und Getränke ein, während andere vor Ort bleiben, Gemüse und Obst waschen und die Räumlichkeiten vorbereiten. Die Vorbereitung dauert im Normalfall etwa drei bis vier Stunden. Nach dem Kochabend folgen meitens ein bis zwei Stunden Aufräumen, wobei oft die Teilnehmenden beim Abwaschen und Wischen helfen. Diese gemeinsame Arbeit schafft Verantwortungsgefühl und Zugehörigkeit.
Das Konzept von Schmaus & Plausch beweist: Beim gemeinsamen Kochen, Reden und Essen entstehen echte zwischenmenschliche Begegnungen. Menschen lernen verschiedene Persönlichkeiten mit individuellen Geschichten kennen – unabhängig von ihrer aktuellen Lebenssituation. Es können gesellschaftliche Barrieren Schritt für Schritt abgebaut und durch Verständnis und Mitmenschlichkeit ersetzt werden.