Das Kieler Stadtwappen – Geschichte und Bedeutung eines alten Symbols

Das Stadtwappen von Kiel erzählt eine Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Das silberne Nesselblatt auf rotem Grund mit einem schwarzen Boot vereint historische Traditionen und symbolisiert die maritime Identität der Fördestadt.

Rotes Wappen mit weißen Zacken und stilisiertem Schiff in der Mitte auf grauem Hintergrund.
Kieler Stadtwappen, © kiel.de

Was zeigt das Kieler Stadtwappen?

Das offizielle Stadtwappen zeigt ein silbernes Nesselblatt auf rotem Grund, auf dem ein schwarzes Boot liegt. Diese Kombination macht das Kieler Wappen zu einem der markantesten Stadtwappen Schleswig-Holsteins. Das Design folgt der Beschreibung in der Hauptsatzung der Stadt.

Die historischen Wurzeln des Nesselblatts

Das silberne Nesselblatt auf rotem Grund stammt ursprünglich von den Schauenburgern, die 1110 mit Holstein belehnt wurden. Verschiedene holsteinische Städte übernahmen dieses Grundwappen und fügten eigene Symbole zur Unterscheidung hinzu. Kiel wählte das schwarze Boot als charakteristisches Erkennungszeichen.

Die Schauenburger führten jedoch nicht immer das Nesselblatt. Ursprünglich zierte ein Löwe ihr Wappen. Erst als sie Handelsherren von Holstein wurden, nahmen sie das Nesselblatt als Wappenfigur an. Das Nesselblatt ist erstmals 1239 nachgewiesen und wurde zunächst von Adolf IV. neben dem Löwenwappen geführt, später von seinen Söhnen als alleiniges Symbol.

Politische Bedeutung des Wappenwechsels

Der Wechsel vom Löwen zum Nesselblatt hatte strategische Gründe. Adolf IV., der 1227 die Dänen bei Bornhöved besiegte und 1235 Kiel gründete, wollte den Anschluss Holsteins an das Reich festigen. Das Löwenwappen hätte als gemindertes dänisches Wappen interpretiert werden können, da Dänemark drei Löwen und Schleswig als dänisches Fahnenlehen zwei Löwen im Wappen führte. Rot und Weiß galten als Farben des Reiches.

Verschiedene Theorien zur Entstehung

Die Entstehung und Bedeutung des Nesselblatts sind nicht eindeutig geklärt. Mehrere Theorien existieren:

  • Die Nesselblatt-Theorie: Die verbreitetste Ansicht besagt, dass es sich tatsächlich um ein Nesselblatt handelt.
  • Die Hülsenbusch-Theorie: Eine alternative Interpretation sieht in der Figur ein Blatt des Hülsenbusches (Ilex).
  • Die Nettelnberg-Theorie: Nach dieser Theorie symbolisiert das Blatt den Nettelnberg, auf dem die Schauenburger ihr Stammschloss in Rinteln an der Weser erbauten.
  • Die handwerkliche Theorie: Staatsarchivdirektor Dr. Walter Stephan entwickelte eine technische Erklärung: Das Nesselblatt könnte aus der mittelalterlichen Wappenherstellung entstanden sein. Um silberne Grundflächen zu befestigen, setzten Handwerker gezackte Schildränder oder Schildbeschläge aus Metall über den roten Untergrund. Der Beschlag wurde dann als heraldische Figur wahrgenommen.

Das Boot als Kieler Besonderheit

Das schwarze Boot unterscheidet das Kieler Wappen von anderen holsteinischen Stadtwappen mit Nesselblatt. Es symbolisiert mehrere Aspekte:

  • Die maritime Tradition der Stadt
  • Die Bedeutung des Hafens für Kiel
  • Die Stadtrechte (durch Assoziation mit der Stadtmauer)

Bereits auf Siegeln aus dem 13. Jahrhundert sind Boot und Nesselblatt zu sehen. Das Siegel veränderte sich im Laufe der Zeit. Im 14. Jahrhundert entstanden Siegel, die als Grundlage für das heutige Wappen dienten.

Die moderne Verwendung

Das heutige Wappen findet sich erstmals auf einem Wappenfries des von 1876 bis 1879 erbauten Regierungsgebäudes in Schleswig. 1901 wurde es vom preußischen Heroldsamt offiziell angenommen.

Das Wappen ist ein hoheitliches Symbol und nicht frei verfügbar. Für Verbände, Vereine und Unternehmen stellt die Stadt jedoch ein abgewandeltes Wappenzeichen zur Verfügung, das in unveränderter Form verwendet werden darf.

Für noch mehr Veranstaltungstipps lies direkt bei uns im Magazin weiter. In den Rubriken Kultur und Freizeit wirst du garantiert fündig. Viel Spaß beim Entdecken!