Die Kieler Störche: Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 e.V.
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Die Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 e.V. gehört zu den traditionsreichsten Fußballvereinen Deutschlands. Seit über einem Jahrhundert prägen die Störche den norddeutschen Fußball und schrieben dabei beeindruckende Kapitel der deutschen Fußballgeschichte. Heute spielt der Verein in der 2. Bundesliga, nachdem er letztes Jahr der erste Erstligist aus Schleswig-Holstein gewesen ist.

Entstehung aus zwei Kieler Vereinen
Holstein Kiel entstand am 7. Juni 1917 aus der Fusion zweier traditionsreicher Vereine. Der Kieler Fußball-Verein von 1900 war am 7. Oktober 1900 auf einer Bahnfahrt nach Lübeck gegründet worden. Der FC Holstein von 1902 entstand 1902 in einer Gartenlaube am Knooper Weg. Die Verschmelzung beider Vereine fand im Zentral-Hotel statt, dem damaligen Vereinslokal des KFV.
Schon seit 1911 spielen die Störche auf dem Holsteinplatz, dem heutigen Holstein-Stadion. Diese lange Vereinstreue zu einem Standort macht Holstein zu einem der bodenständigsten Clubs in Deutschland.
Deutsche Meisterschaft als Höhepunkt der frühen Jahre
Holstein schrieb 1912 Fußballgeschichte. Als erster Nordclub überhaupt gewann die Mannschaft die Deutsche Meisterschaft. Am 26. Mai 1912 besiegte das Team den Karlsruher FV mit 1:0 an der Hamburger Hoheluft. Ernst Möller erzielte das entscheidende Elfmetertor vor 8.000 Zuschauern. Holstein sicherte sich damit die glorreiche Viktoria-Statue, den damaligen Meisterpokal des Deutschen Fußball Bundes.
Auch nach der Fusion 1917 blieb Holstein einer der führenden Fußballclubs im damaligen Deutschen Reich. 1930 erreichte die KSV zum dritten Mal das Finale um die Deutsche Meisterschaft. Im Düsseldorfer Rheinstadion unterlag das Team vor 40.000 Zuschauern denkbar knapp mit 4:5 gegen Hertha BSC Berlin. Es war eines der dramatischsten Endspiele der deutschen Fußball-Geschichte.
1943 setzte Holstein das letzte große sportliche Ausrufezeichen der frühen Vereinsgeschichte. Mit einem 4:1-Erfolg im Spiel um Platz 3 der Deutschen Meisterschaft gegen Vienna Wien im Berliner Poststadion bewies der Verein seine Klasse.
Oberliga-Zeit mit großen Persönlichkeiten
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Holstein Gründungsmitglied der erstklassigen Oberliga Nord. Dort tummelten sich die großen norddeutschen Clubs wie HSV, Werder Bremen, Hannover 96, Eintracht Braunschweig, VfL Osnabrück, Altona 93, VfR Neumünster und der FC St. Pauli. Die Spitzenspiele auf dem Holsteinplatz lockten bis zu 30.000 Zuschauer an.
In dieser Zeit prägten große Spielerpersönlichkeiten den Verein. Namen wie Torjäger Atze Bornemann, Schlussmann Henry Peper, Rekordspieler Peter Ehlers, Offensivlegende Franz Linken oder Rekordtorjäger Gerd Koll besaßen bundesweit einen guten Klang. Besonders hervorzuheben ist Kiels Rekordnationalspieler Adsch Werner, ein Torwartdenkmal, der schon bei der Meisterschaft 1912 eine zentrale Rolle spielte.
Verpasste Bundesliga-Gründung und langer Weg zurück
Bei der Bundesliga-Gründung 1963 fand der Deutsche Meister von 1912 keine Berücksichtigung. Der Hamburger SV, Werder Bremen und Eintracht Braunschweig erhielten die drei norddeutschen Tickets für die neue Spielklasse. Die damals geplante 38.000-Zuschauer-Arena für die Bundesliga blieb in der Schublade.
Es folgten jahrzehntelange Versuche, in die Erstklassigkeit zurückzukehren. 1965 scheiterte Holstein in der Bundesliga-Aufstiegsrunde an Borussia Mönchengladbach. Auch 2018 gegen Wolfsburg und 2021 gegen Köln zog der Verein in der Relegation den Kürzeren.
Neuaufbau und moderne Vereinsführung

Der Weg zurück an die Spitze begann im Herbst 2000 mit der Bündelung der sportlichen und wirtschaftlichen Kräfte. Holstein Kiel, der TuS Felde und der TSV Altenholz schlossen sich zusammen. Die Hauptsponsoren Dr. Hermann Langness und Gerhard Lütje trieben diese Entwicklung maßgeblich voran.
2009 stieg Wolfgang Schwenke als kaufmännischer Geschäftsführer ein. Der ehemalige Handball-Nationalspieler vom THW Kiel brachte professionelle Strukturen in den Verein. Nach einem Abstieg in die viertklassige Regionalliga Nord begann 2013 mit dem Wiederaufstieg in die 3. Liga der kontinuierliche Aufbau.
Rückkehr in die Erstklassigkeit
Am 11. Mai 2024 kehrte Holstein nach 61 Jahren in die 1. Bundesliga zurück. Der Verein ist damit der 58. Club in der Bundesliga-Historie und brachte Schleswig-Holstein erstmals einen Erstligisten. Die Rückkehr in die höchste Spielklasse ist die Krönung einer über zwanzigjährigen Aufbauarbeit gewesen und knüpft an die großen Zeiten der Vereinsgeschichte an. Leider konnte am Ende der Saison die Klasse nicht gehalten werden, weswegen der Verein in der Saison 2025/26 wieder in der Zweiten Liga spielt.
Holstein Kiel steht heute für Tradition, Bodenständigkeit und nachhaltigen Vereinsaufbau. Von der Deutschen Meisterschaft 1912 bis zum Bundesligaaufstieg 2024 spannt sich ein Bogen über mehr als ein Jahrhundert Fußballgeschichte im hohen Norden.