Video: Wattolümpiade Brunsbüttel
Freizeit Ausflüge
Freizeit Sport, Fitness & Wellness
Die Wattolümpiade war eine der außergewöhnlichsten Sportveranstaltungen Deutschlands. Von 2004 bis 2024 kämpften Freizeitsportler im Wattenmeer vor Brunsbüttel um den Sieg in skurrilen Disziplinen wie Schlickschlitten-Rennen und Wattfußball. Nach 20 Jahren ging das Spektakel 2024 zu Ende.

Vom Freundestreffen zum internationalen Event
Die Geschichte der Wattolümpiade begann bereits 1978. Damals trafen sich wenige Freunde mit Bierkästen und Radios am Deich für ein kleines Sportevent im Watt. Der Künstler Jens Rusch war der Initiator dieser verrückten Idee.
Nach seiner eigenen Krebserkrankung suchte Rusch nach einer Möglichkeit, Geld für andere Betroffene zu sammeln. Er griff auf das alte Freizeitspektakel zurück und machte es zu einer öffentlichen Veranstaltung. 2004 fand die erste offizielle Wattolümpiade statt. Seitdem wurde sie jährlich ausgetragen, ab 2016 alle zwei Jahre.
Die Veranstaltung entwickelte sich schnell zu einem touristischen Aushängeschild für Brunsbüttel. Mehrere tausend Zuschauer kamen jedes Jahr, um das Spektakel zu verfolgen. Fotos und Videos der Wattolümpiade gingen um die Welt und erschienen in Medien auf mehreren Kontinenten.
Einzigartige Sportarten im Wattenmeer
Die Wattolümpiade dauerte etwa vier Stunden. In dieser Zeit legten die Tiden das Spielfeld im Wattenmeer frei. Die Athleten traten in verschiedenen Disziplinen an, die speziell für das schlickige Watt entwickelt wurden.
Zu den Hauptdisziplinen gehörten Wattfußball, Watthandball und Wattvolleyball, den die Veranstalter "Wolliball" nannten. Besonders spektakulär war das Schlickschlitten-Rennen, bei dem die Teilnehmer auf speziellen Schlitten durch den Schlick rasten.
Eine der kuriosesten Disziplinen war der Aal-Staffellauf. Hier ersetzten die Athleten den traditionellen Staffelstab durch einen mit gekochtem Reis gefüllten Fahrradschlauch. Ein kleiner Vibrator am Kopf versetzte den Schlauch während des Laufs in Schwingungen und imitierte einen echten Aal.
In früheren Jahren gab es weitere verrückte Sportarten: Gummistiefelweitwurf, Fischtennis, Euterball und Tauziehen, das "Tampentrecken" genannt wurde. Zeitweise ergänzte sogar ein Golfturnier im weniger schlickigen Watt von Friedrichskoog das Programm.
Höhen und Tiefen einer besonderen Veranstaltung
Die Wattolümpiade gewann 2005 einen Sonderpreis für kreatives Marketing beim Deutschen Tourismuspreis. 2009 traten etwa 400 Athleten an, 2010 waren es bereits 500. Ein Dokumentarfilm namens "Meerkampf. Watt?" würdigte das Event und lief sogar im regulären Kinoprogramm.
Doch die Veranstaltung geriet auch in Krisen. 2010 musste das begleitende Wattstock-Festival wegen zu hoher Kosten abgesagt werden. 2011 verhinderte ein starker Sturm die komplette Wattolümpiade. Der Ausstieg eines Hauptsponsors bedrohte 2012 die Existenz des Events. Trotz aller Schwierigkeiten fand die Wattolümpiade weiter statt. 2012 traten 300 Athleten vor 2.200 Zuschauern an. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig entzündete das olympische Feuer und 2013 wurde die Veranstaltung für den Schleswig-Holsteinischen Bürgerpreis nominiert und mit dem Dithmarscher Innovationspreis ausgezeichnet.
Ein würdiges Ende für einen guten Zweck
Nach einer vierjährigen Pause fand 2022 wieder eine Wattolümpiade statt. 2024 veranstalteten die Organisatoren das Event zum letzten Mal und sie verkündeten, dass nach 20 Jahren der richtige Zeitpunkt gekommen sei, "den Deckel drauf" zu machen.
Der Erlös der Wattolümpiade kam stets der Krebshilfe zugute. Die Gelder flossen an das Westküstenklinikum und andere Beratungsstellen für Krebskranke in der Umgebung. Die Veranstalter arbeiten nun an einem neuen Konzept, um die Krebs- und Hospizarbeit der Region weiter zu unterstützen.
Die Wattolümpiade bleibt als einzigartiges Sportevent in Erinnerung, das Spaß und Solidarität auf ungewöhnliche Weise verband.
Weitere Impressionen zu der Wattolümpiade sind in unserem Video zu sehen.