Kiel und Cherson feiern einjähriges Bestehen ihrer Städtepartnerschaft

Am Donnerstag, 27. Februar 2025, fand um 19.30 Uhr im Ratssaal des Kieler Rathauses eine Jubiläumsfeier zum einjährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Kiel und der südukrainischen Stadt Cherson statt. Die Veranstaltung wurde musikalisch vom Kieler Trio Total begleitet und bot einen Rahmen für Reden, eine Fotoausstellung und den Austausch über die bisherige und zukünftige Zusammenarbeit der beiden Städte.

Die Jubiläumsfeier der Städtepartnerschaft fand im Kieler Ratssaal statt, © kiel-magazin.de
Die Jubiläumsfeier der Städtepartnerschaft fand im Kieler Ratssaal statt, © kiel-magazin.de

In ihrer Rede betonte Kiels Stadtpräsidentin Bettina Aust, dass das Ziel der Partnerschaft darin bestehe, das Leben der Menschen in Cherson zu verbessern. Kiel leiste dabei nicht nur symbolische Hilfe, sondern unterstütze die ukrainische Stadt ganz konkret mit technischem Gerät wie Feuerwehrautos. Auch der Austausch von Jugendlichen aus Cherson, denen so eine Auszeit vom Konflikt ermöglicht werde, sei ein wichtiger Bestandteil der Zusammenarbeit. Darüber hinaus helfe Kiel beim Wiederaufbau in Cherson.

Aust hob zudem die Fotoausstellung von Oleksandr Tolokonnikov hervor, die sowohl das Leid als auch die Widerstandskräfte in Cherson dokumentiere. Für die Zukunft gab sie das Zugeständnis ab, die Partnerschaft weiter zu pflegen und "niemals aufzuhören, für Frieden und Solidarität zu arbeiten".

Roman Mrochko: Dank für Hilfe beim Wiederaufbau und Erhalt der Lebensqualität

Der Leiter der Militärverwaltung in Cherson, Roman Mrochko, übermittelte seine Botschaft per Video. Er dankte Kiel für die Hilfe beim Wiederaufbau und dem Erhalt der Lebensqualität in Cherson, insbesondere für die Bereitstellung von Fahrzeugen und technischer Hilfe.

Mrochko hob auch Kiels Rolle bei der Vermittlung mit der finnischen Stadt Vaasa hervor, wodurch ein trilateraler Dialog entstehen könne. Zudem seien Studenten und Studentinnen aus Cherson an die Universität Kiel vermittelt worden. Trotz der aktuellen Situation blicke Cherson hoffnungsvoll in die Zukunft, so Mrochko.

Generalkonsulin Iryna Tybinka: Aufruf zu Mut und entschiedenen Handlungen

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Iryna Tybinka, Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, erinnerte daran, dass die Ukraine nun in das vierte Jahr des Krieges gehe. Sie rief dazu auf, mutig zu sein, Stärke zu zeigen und sich nicht von Geschehnissen auf der internationalen Bühne verunsichern zu lassen. "Die Zeit zum Aufwachen war gestern", betonte Tybinka und forderte entschiedene Handlungen. Sie hoffe auf eine starke Politik Deutschlands gegen den russischen Angriff auf die Freiheit und plädierte für die Schaffung einer Sicherheitszone.

Tybinka sprach Stadtpräsidentin Bettina Aust und Oberbürgermeister Ulf Kämpfer ihren Dank aus, die mit der Städtepartnerschaft Entschlossenheit bewiesen hätten. Dies sei eine "richtige Entscheidung" gewesen, für die sie beiden Städten Kraft wünsche.

Kritik übte die Generalkonsulin an der eingeschlafenen Berichterstattung über den Ukrainekrieg. Über ukrainische Kriegsgefangene, Geiseln und verschleppte Kinder müsse mehr berichtet werden. Unter den zivilen Geiseln befinde sich auch der Bürgermeister von Cherson.

Tybinka erinnerte an die verheerenden Folgen eines Friedens zu russischen Gunsten für die Ukraine und betonte, dass in einer demokratischen Gesellschaft die Menschen das Wertvollste seien. Eine Besatzung bedeute kein Ende des Leids, sondern mache es nur unsichtbar für die Außenwelt. Die Bevölkerung von Cherson, die 2022 der russisch besetzt war, könne dies aus eigenen Erlebnissen bestätigen.

Abschließend bekräftigte Tybinka den Kampf für einen gerechten, dauerhaften und nachhaltigen Frieden. Es stehe in unserer Kraft, den Wert von Freiheit und Demokratie stark zu machen.

Polina Kolyada: Humanitäre Organisation Rise of Ukraine

Polina Kolyada stellte die humanitäre Organisation Rise of Ukraine vor, die seit drei Jahren von Menschen aus der Region Cherson getragen wird. Die Organisation engagiere sich in den Bereichen Kinderhilfe, Wiederaufbau, psychologische Unterstützung, Bildung und Integration. Ein Educational Hub biete Räumlichkeiten für die Gemeinschaft zur Verarbeitung der Erlebnisse.

Fotoausstellung "Price of Life" von Oleksandr Tolokonnikov

Im Rahmen der Jubiläumsfeier wurde die Fotoausstellung "Price of Life" von Fotojournalist Oleksandr Tolokonnikov eröffnet. Dr. Peter Kruska, Leiter der Stadtgalerie, hielt die Eröffnungsworte. Die Ausstellung ist bis zum 28. März 2025 im dritten Obergeschoss des Kieler Rathauses zu sehen und kann während der regulären Öffnungszeiten von Montag bis Freitag zwischen 8.00 und 18.00 Uhr besichtigt werden.

Die Fotoausstellung gibt einen eindringlichen Einblick in die Realität des Krieges und zeigte sowohl das Leid als auch die Widerstandskräfte der Menschen in Cherson. Ein Hinweis für Besuchende: im hinteren Teil der Ausstellung befindet sich ein abgeschirmter Teil mit Bildern, die grafische Szenen des Krieges zeigen. Dafür sei hier eine Contentwarnung ausgesprochen.

Städtepartnerschaft als Symbol der Solidarität und Unterstützung

Die Jubiläumsfeier zum einjährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Kiel und Cherson verdeutlichte die Bedeutung dieser Verbindung in Zeiten des Krieges. Kiel leistet nicht nur symbolische Hilfe, sondern unterstützt Cherson ganz konkret beim Wiederaufbau, der Verbesserung der Lebensqualität und dem Austausch von Jugendlichen.

Die Partnerschaft steht für Solidarität, Zusammenarbeit und den Kampf für Frieden und Demokratie. In Zeiten des Krieges kommt solchen Partnerschaften eine besondere Bedeutung zu, da sie Hoffnung und Zuversicht vermitteln und zeigen, dass die Menschen in Cherson nicht alleine sind.

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