Zwei besondere Stadtteile im Süden Kiels: Rönne und Wellsee
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Im Süden der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel liegen zwei Stadtteile, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Rönne gilt als kleinster Stadtteil der Stadt, während Wellsee durch ein großes Neubaugebiet geprägt ist. Beide Ortsteile wurden 1970 nach Kiel eingemeindet und haben ihre eigene Geschichte größtenteils bewahrt.

Rönne: Der kleinste Stadtteil mit der höchsten Erhebung
Mit nur 428 Einwohnern ist Rönne der kleinste Stadtteil Kiels. Der Name stammt aus dem Niederdeutschen und bedeutet "Rönn" für Rinne oder kleiner Wasserlauf. Bereits 1222 übertrug der damalige Landesherr das Gebiet dem Kloster Preetz und die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1286.
Das Besondere an Rönne ist, dass hier der Wohlersberg, mit 74,2 Metern über dem Meeresspiegel die höchste natürliche Erhebung Kiels, liegt. Der Stadtteil hat seinen dörflichen Charakter bewahrt. In der Ortsmitte steht noch heute ein Löschwasserteich. Das historische Fachhallenhaus "Puck'scher Hof" von 1834 diente bis 1966 als Gasthaus und wird heute als Wohn- und Wirtschaftsgebäude genutzt.
Moderne Technik in historischer Landschaft
Die Landwirtschaft prägt noch immer die Wirtschaft in Rönne. Doch südlich des Stadtteils steht eine hochmoderne Amateurfunk-Antennenanlage mit dem Kennzeichen DL0SHF. Sechs Parabolantennen mit Durchmessern zwischen 1,2 und 9 Metern empfangen Daten für wissenschaftliche Zwecke.
Das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein nutzt die Anlage für Messungen von Wetterdaten und Verkehrsströmen. Seit 2009 empfängt die Station Daten der NASA-Sonnensonden STEREO A und B, seit 2016 auch vom Satelliten ACE. Die Universität Kiel wertet die Informationen wissenschaftlich aus.
Erdgasspeicherung unter der Erde
Die Stadtwerke Kiel betreiben in Rönne zwei unterirdische Kavernen zur Erdgasspeicherung. Die erste Kaverne K 101 ging 1971 in Betrieb und wurde am 19. April 1972 offiziell eröffnet. Mit vier Millionen Kubikmetern Fassungsvermögen war sie das erste Speichersystem dieser Art in Deutschland. Nach fast dreißig Jahren Betrieb wurde sie stillgelegt und geflutet. Heute sind noch die Kavernen K 102 und K 103 in Betrieb.
Wellsee: Vom Dorf zum modernen Stadtteil
Wellsee wurde erstmals 1270 als "Wilse" und "Welse" erwähnt. Der slawische Name bedeutet Erlensee. Die Eingemeindung nach Kiel 1970 vergrößerte das Stadtgebiet um 501 Hektar.
Von 1911 bis 1961 war Wellsee Bahnstation der Kleinbahn Kiel-Segeberg. Die Gleise wurden bereits 1962 entfernt. Im Rahmen des geplanten S-Bahn-Projekts Kiel soll nach 2030 ein neuer Haltepunkt am Wellseedamm entstehen.
Großes Neubaugebiet mit historischen Namen
In den 1990er Jahren entstand westlich des alten Dorfkerns ein vier Quadratkilometer großes Neubaugebiet. Die Hälfte wurde bereits mit Reihenhäusern und geförderten Mehrfamilienhäusern bebaut. Ein weiterer Bauabschnitt mit Einzelhäusern ist derzeit in Umsetzung.
Die Straßennamen ehren deutsche Widerstandskämpfer: Der Stauffenbergring erinnert an Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der Goerdelerring an Carl Friedrich Goerdeler.
Der Wellsee: Naherholungsgebiet mit Problemen
Der namensgebende See liegt zwischen den Stadtteilen Elmschenhagen, Rönne und Wellsee. Er entstand durch den Anstieg des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit. Der Bach Schlüsbek fließt zu, die Wellsau führt das Wasser über die Schwentine zur Ostsee.
Früher diente der See als Badesee für die Anwohnerinnen und Anwohner. Heute ist das Baden wegen schlechter Wasserqualität verboten. Trotzdem bleibt die Gegend ein beliebtes Naherholungsgebiet. Im Winter wird der See zum Zentrum für Schlittschuhläufer aus den umliegenden Stadtteilen.
Seit 1994 gehört der See zum Landschaftsschutzgebiet "Wellsee und Wellsau-Niederung". In den Schilfgebieten leben verschiedene Wasservogelarten, darunter auch seltene Arten. Seit Ende der 1950er Jahre verlandet der See in einigen Randzonen.
Besonders sind die bis zu 20 Meter tiefen Quelllöcher in der Seemitte. Durch sie steigt erwärmtes Tiefenwasser auf. Bei geschlossener Eisdecke sind diese "Hot-spots" als wässrig schimmernde Kreise sichtbar. Experten vermuten unterirdische Verbindungen zu anderen Seen wie dem Tröndelsee und dem Langsee. Ein Hegeverein hat den See gepachtet. Das Angeln ist nur für Vereinsmitglieder erlaubt und Schwarzangeln wird strafrechtlich verfolgt.