Elmschenhagen: Kiels grüner Stadtteil am Rande der Holsteinischen Schweiz
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Elmschenhagen ist ein Stadtteil im Südosten von Kiel mit rund 17.000 Einwohnern. Nach Mettenhof und der Wik ist er der drittgrößte Stadtteil der Landeshauptstadt. Elmschenhagen liegt am Rande der Holsteinischen Schweiz und ist von drei Seen umgeben: dem Wellsee, dem Langsee und dem Tröndelsee.

Von der ersten Erwähnung zur Eingemeindung
Elmschenhagen wurde 1286 erstmals urkundlich im Bocholtschen Register des Preetzer Klosters erwähnt. Damals hieß der Ort noch Elvershagen, Elvereshagen oder Elverßhagen. Den heutigen Namen trägt er seit 1705. Erste Siedlungsspuren sind jedoch viel älter, Archäologen fanden Stein- und Erdhügel aus vorchristlicher Zeit, die vermutlich als Gräber dienten.
Das zum Kloster gehörende Dorf bestand damals aus zwölf Hufen und sechs Katen, die von Wiesen und Wald umgeben waren. 1327 wurde Elmschenhagen selbständiges Kirchdorf, zu dessen Sprengel auch Ellerbek und Gaarden zählten.
Jahrhundertelang blieb Elmschenhagen ein kleines Kirchdorf mit nur wenigen hundert Einwohnern. Das änderte sich erst im 19. Jahrhundert. Der Ausbau der Preetzer Chaussee 1844 und der Eisenbahnlinie Kiel-Ascheberg 1866 bewirkten, dass sich Handwerker und Geschäftsleute in Dorfnähe ansiedelten. 1841 lebten dort 300 Menschen, 1903 bereits 1.000 und 1914 schon 3.360 Einwohner.
Große Wohnungsnot führt zur Eingemeindung
In Kiel wurde Wohnraum dringend benötigt. Die Einwohnerzahl war seit 1933 stetig gewachsen. Hatte die Bevölkerungszahl 1933 in der Stadt 218.335 betragen, lag sie Ende 1935 bei 233.497 und im August 1939 schon bei 265.443. Damit war die Bevölkerung Kiels von 1933 bis 1939 um 50.000 Einwohner angewachsen.
Die Ursache für den Bevölkerungsanstieg lag in der militärischen Aufrüstung des nationalsozialistischen Deutschland. Ein großes Flottenprogramm wurde entwickelt und Kiel zur "Reichsmarinestadt" erklärt. Soldaten und Arbeiter zogen in die Stadt, die auch Wohnraum beanspruchten.
Magistratsoberbaurat Herbert Jensen äußerte sich im März 1939: "Durch den Zuzug auswärtiger Volksgenossen ist ein erheblicher Wohnungsmangel eingetreten. Es fehlen derzeit etwa 10.000 Wohnungen." Herbert Jensen betonte, dass für die vielen Neubauwohnungen "erschlossenes baureifes Gelände" im Stadtkreis Kiel nicht zur Verfügung stehe. Elmschenhagen erweise sich als geeignet, weil die Gemeinde schon "vorstädtischen Charakter" angenommen habe. Am 1. April 1939 wurde das Dorf mit 6.300 Einwohnern in die Stadt Kiel eingegliedert. 1949 war Elmschenhagen mit 22.000 Bewohnern sogar der größte Stadtteil Kiels.
Gartenstadt-Konzept prägt das Stadtbild
Die neue Siedlung in Elmschenhagen wurde nach der Idee einer Gartenstadt angelegt. Bei dieser handelt es sich um einen 1898 in England konzipierten Stadttyp mit sozialreformerischer Zielsetzung. Die Gartenstadt sollte eine mittelgroße, eigenständige, durchgrünte Siedlung in Großstadtnähe sein.
Im Dezember 1938 erhielt der Architekt Schaeffer-Heyrothsberge den Auftrag, die Planung für die Gartenstadt Elmschenhagen-Süd vorzunehmen. Eine Abordnung der Marinestation besichtigte die Gartenstadt Kleinborstel bei Hamburg, die für Elmschenhagen-Nord Vorbild sein sollte.
Elmschenhagen-Nord: Wohnungen für Marineangehörige
Elmschenhagen-Nord wurde von 1939 bis in die ersten Kriegsjahre von der Siedlungsbaugesellschaft Hermann und Paul Frank entworfen und gebaut. In diese Siedlung zogen Beschäftigte der Kriegsmarinewerft ein. Das Gebiet wird vom Tiroler Ring umschlossen und hat in der Wiener Allee seine Mittelachse.
Alle Straßen und Plätze erhielten österreichische Namen, da Österreich 1938 als Ostmark annektiert worden war. Mittelpunkt der Siedlung bildet der Andreas-Hofer-Platz. Die Wohnhäuser bestehen aus zweigeschossigen Reihenhäusern in Backstein mit weißen Sprossenfenstern. Vor den Häusern gibt es Vorgärten, dahinter kleine Nutzgärten.
Die häufigste Wohnung hatte etwa 60 Quadratmeter. Das Reihenhaus hat im Erdgeschoss eine Wohnküche und ein Wohnzimmer, im Obergeschoss befinden sich zwei Schlafräume für die Eltern und zwei Kinder. Im Keller lagen Waschküche, Badeeinrichtungen und ein Vorratsraum, der als Luftschutzraum geplant war.
Elmschenhagen-Süd: Kostengünstiger Wohnungsbau
Elmschenhagen-Süd wurde seit 1939 von der Kieler Werkswohnungen GmbH nach Entwürfen von Paul Schaeffer-Heyrothsberge gebaut. Es entstanden 2.000 Wohnungen für Beschäftigte der Deutschen Werke und der Kriegsmarinewerft. Das Zentrum ist der Bebelplatz, früher Egerländer Platz. Straßen und Plätze wurden nach sudetendeutschen Orten benannt.
Die Häuser sind ebenfalls aus rotem Backstein gebaut. Es gibt hier neben einigen Reihenhauszeilen überwiegend zweigeschossige Mietshäuser mit vier Wohnungen. Um kostengünstiger bauen zu können, wurde weitgehend auf die Gartenstadtidee verzichtet.
Verkehrsanbindung und Infrastruktur
Die Preetzer Chaussee teilt Elmschenhagen in Nord und Süd. Über diese Bundesstraßen 76 und 202 ist der Stadtteil direkt mit Preetz, Plön, Eutin, Lübeck und anderen Städten verbunden. Früher prägte eine schöne Allee mit altem Baumbestand das Ortsbild, die in den 1960er Jahren jedoch für den vierspurigen Ausbau abgeholzt wurde. Der Bahnhof Elmschenhagen an der Bahnstrecke Kiel-Lübeck war seit den 1980er Jahren geschlossen. Seit dem 13. Juni 2010 wird er wieder stündlich bedient und verbindet den Stadtteil mit dem regionalen Bahnnetz.
Vielfältige Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten
Elmschenhagen verfügt über eine Stadtteilbibliothek, fünf Schulen und sechs Kirchen. Die Maria-Magdalenen-Kirche wurde zwischen 1316 und 1327 errichtet und 1865 durch einen Neubau ersetzt. Neben evangelischen Kirchen gibt es auch eine katholische und eine baptistische Gemeinde.
Der große Friedhof mit alten Baumbeständen hat Parkcharakter und dient den Bürgern als Erholungsgebiet. Einkaufsmöglichkeiten finden sich um den Bebelplatz in Elmschenhagen-Süd, um den Andreas-Hofer-Platz in Elmschenhagen-Nord sowie entlang der Bundesstraße und im alten Dorfkern.
Beliebter Wohnort bis heute
Nach dem Krieg wurden in Elmschenhagen die Bombenschäden beseitigt und einige Gebäude errichtet, die vor 1945 geplant waren. Außerdem entstanden am Krooger Kamp, am Tauernweg und am Rönner Holz neue Siedlungen. Trotz des Baubooms konnte sich Elmschenhagen den Charakter einer Gartenstadt teilweise bewahren.
Geschosswohnungen und Reihenhäuser wurden als Wohneigentum angeboten und zeitgemäß modernisiert. Das Stadtgebiet ist von Grün durchzogen und umgeben. Es verfügt über Schulen aller Bildungsarten und ist mit Einkaufs- und Kulturzentren, Alten- und Pflegeheim, Bibliothek sowie Sport- und Spielstätten ausgestattet.
Als einer der wenigen Stadtteile Kiels verzeichnet Elmschenhagen eine steigende Bevölkerungszahl. Die Menschen wohnen hier gern und leben teilweise schon seit Jahrzehnten in dem grünen Stadtteil am Rande der Holsteinischen Schweiz.