Das Zoologische Museum der CAU

Das Zoologische Museum in Kiel ist nicht nur ein Ort, an dem die Biologie Formen annimmt, sondern auch ein architektonisches Meisterwerk, das Geschichte und Wissenschaft auf einzigartige Weise vereint. Der Gropius-Bau, in dem das Museum untergebracht ist, gilt als kulturhistorische Kostbarkeit der Stadt und besticht durch seine außergewöhnliche Ästhetik, die Licht, Glas und Stahl auf faszinierende Weise kombiniert.

Verschiedene Schädel mit Zähnen in einer Ausstellung
Zoologisches Museum der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, © Zoologisches Museum Kiel – Dr. Fabian Haas
Das Zoologische Museum der CAU war eines der ersten Museen des 19. Jahrhunderts in Deutschland, das naturwissenschaftliche Forschungsgeschichte mit einem pädagogischen Konzept darstellte.

Ein Gebäude, das Geschichte schrieb

Der Gropius-Bau wurde 1881 eröffnet und von den renommierten Berliner Architekten Martin Gropius und Heino Schmieden in Zusammenarbeit mit dem Zoologen Karl-August Möbius konzipiert. Das Besondere an diesem Gebäude ist, dass es eines der wenigen Gropius-Bauten ist, die im Inneren wie Äußeren weitgehend original erhalten sind. Hier verschmelzen die Ästhetik und das naturwissenschaftliche Verständnis der Gründerzeit zu einer einzigartigen Ausstellungsgrundlage.

Das Herzstück des Museums bildet eine hohe, lichtdurchflutete Halle mit zwei umlaufenden Galerien, an die sich auf drei Stockwerken weitere Räume anschließen. Durch große Glasflächen an der Dachlaterne strömt das Licht in die Halle und schafft eine besondere Atmosphäre. Die Kombination von Licht, Glas und Stahl verleiht dem Raum eine einzigartige Ästhetik.

Doch der Gropius-Bau war nicht nur architektonisch wegweisend, sondern auch in seiner Konzeption als Museum. Erstmals wurde hier zwischen Schauräumen für die Wissenspräsentation und nichtöffentlichen Forschungssammlungen unterschieden. Diese innovative Konstruktion aus einer zentralen Präsentationshalle und umliegenden Forschungs- und Sammlungsräumen war 1881 eine bahnbrechende Neuerung in der Museumskonzeption.

Das Kieler Museumsgebäude wurde damit zum Vorbild für die weitere Entwicklung naturhistorischer Museen im 19. Jahrhundert und gilt heute als Referenzgebäude für den Hallen-Museumstyp.

Wo die Biologie Formen annimmt

Doch das Zoologische Museum Kiel ist weit mehr als nur ein architektonisches Schmuckstück. Es ist ein Ort, an dem die Biologie lebendig wird und Formen annimmt. Schon bei der Gründung unterschied sich das Museum durch seine pädagogische Konzeption vom althergebrachten Wunderkammerprinzip oder den Präsentationen kolonialer Sehenswürdigkeiten. Hier stand von Anfang an die Vermittlung von Wissen im Vordergrund.

Heute vermitteln die Ausstellungen moderne Erkenntnisse aus Meeresforschung, Zoologie und Evolution auf der Basis der historischen Sammlungen. Im Mittelpunkt stehen dabei immer die wertvollen Originalpräparate, die nicht nur faszinieren, sondern auch informieren. Zusätzlich besitzt das Haus einmalige Sammlungen historischer Expeditionen aus drei Jahrhunderten, die bis heute international von großer wissenschaftlicher Bedeutung sind.

Ein Museum im Spannungsfeld von Forschung, Lehre und Öffentlichkeit

Als Universitätseinrichtung steht das Zoologische Museum Kiel heute im Spannungsfeld zwischen Forschung, Lehre und Öffentlichkeit. Die umfangreichen Sammlungen bilden die wichtigste Grundlage des Museums und stellen Archive des Lebens dar. Über moderne Sammlungsmagazine und Online-Datenbanken werden sie weltweit der Wissenschaft zur Verfügung gestellt – ebenso wie die historischen Archive und Buchbestände.

Als Teil des Zoologischen Institutes der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ist das Museum mit seinen Sammlungen in die regulären Bachelor- und Masterstudiengänge eingebunden. Zusätzlich bietet es spezielle Qualifikationen an – von museumsspezifischen Forschungspraktika bis hin zu Examensarbeiten. Somit trägt das Museum aktiv zur Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses bei.

Faszinierende Ausstellungen

Die Ausstellungen des Zoologischen Museums Kiel vermitteln moderne Erkenntnisse aus Meeresforschung, Zoologie und Evolution auf der Basis der historischen Sammlungen. Dabei stehen immer die wertvollen Originalpräparate im Mittelpunkt, die nicht nur faszinieren, sondern auch informieren.

Eine der Dauerausstellungen widmet sich den Walen in Schleswig-Holstein. An 12 Walskeletten aus den letzten 160 Jahren wird die Vielfalt, Lebensweise und Bedeutung dieser faszinierenden Meeressäuger gezeigt. Zu den Highlights gehören ein 14 Meter langer Pottwal, der 1980 in der Meldorfer Bucht strandete, sowie das Skelett eines jungen Blauwalweibchens, das 1881 vor Sylt strandete und das größte Wirbeltier aller Zeiten repräsentiert.

Eine weitere Dauerausstellung entführt die Besucher in die geheimnisvolle Welt der Tiefsee. In Kooperation mit dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung werden hier einzigartige Tiefseeorganismen und geologische Objekte präsentiert. Mehr als 50 Originalexponate machen neueste Erkenntnisse der Tiefseeforschung und die Faszination dieser einzigartigen Lebenswelten sichtbar.

Ergänzt werden die Dauerausstellungen durch eine interaktive Ausstellung des Kieler Future Ocean Netzwerks, die sich mit den Auswirkungen des menschlichen Einflusses auf den Ozean und seine Küsten beschäftigt. Interaktive Exponate, Animationen und Modelle veranschaulichen Themen wie die Auswirkungen von Versauerung auf Meeresorganismen, die Verweildauer von Plastik in den Weltmeeren oder nachhaltige Fischerei.

Archive des Lebens

Das Zoologische Museum Kiel besitzt wissenschaftlich sehr wertvolle, erst teilweise erschlossene Sammlungen aus drei Jahrhunderten. Darunter befinden sich Materialien international bedeutender Expeditionen des 19. Jahrhunderts wie der Galathea-Expedition (1845-1847), der Möbius-Sammlung (um 1875), der Deutschen Tiefsee-Expedition (1898-1899) oder der sogenannten Terminfahrten (1902-1912), bei denen erstmals Nord- und Ostsee wissenschaftlich beprobt wurden.

Insgesamt beherbergt das Museum derzeit mehr als 6 Millionen Serien, die gegenwärtig neu erfasst und aufgestellt werden. Die wissenschaftliche Bedeutung dieser Sammlungen ist kaum zu überschätzen. Sie stellen die Basis jeder taxonomisch-systematisch, ökologisch und biogeographisch ausgerichteten Grundlagenforschung sowie angewandter umweltrelevanter Forschung dar.

Die Sammlungen sind in ihren historischen, biologischen und kulturellen Bezügen ein wertvolles, häufig mit erheblichem Aufwand erworbenes Kulturgut, dessen dauerhafte Bewahrung und Pflege eine der wesentlichen Aufgaben des Museums ist. Sie stellen Archive des Lebens dar, die auf vielfältige wissenschaftliche Fragen Antworten geben können.

In den Sammlungen wird die Dynamik des Wandels der Biosphäre dokumentiert, sei es durch Evolutionsprozesse erdgeschichtlich langer oder historisch kurzer Zeiträume, sei es durch die vom Menschen gemachte Umgestaltung der Lebensräume.

Besonders wichtig sind dabei die sogenannten Typusexemplare, die bei der Beschreibung jeder Tierart auf der Erde festgelegt und in einem Museum hinterlegt werden. Der Artname ist mit dem Typusexemplar untrennbar verbunden, unabhängig von taxonomischen Neuordnungen.

Alle anderen Individuen, die derselben Art zugeordnet werden sollen, müssen an diesem "Urmeter" geeicht werden. Nur unter Bezugnahme auf die zugrunde liegenden Sammlungsobjekte ist es möglich, frühere Aussagen in das heutige wissenschaftliche Koordinatensystem einzumessen.

250 Jahre Museum

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Das Zoologische Museum in Kiel feiert in diesem Jahr sein 250-jähriges Bestehen. 1775 begann der dänische Insektenforscher Johann Christian Fabricius mit dem Aufbau einer naturkundlichen Sammlung, die bis heute als wertvolle Forschungsinfrastruktur existiert.

Das Museum blickt auf eine lange und spannende Geschichte zurück. Hier wurden die Forschungsrichtungen der Ökologie und die deutsche Meeresforschung begründet. Auch die Entomologie bekam durch Fabricius und seine Sammlungen ihre heutige Form.

Begriffe wie Plankton oder Biozönose stammen ebenfalls aus Kiel. Material bedeutender Expeditionen, wie die Deutsche Tiefseeexpedition, die deutsche Südpolarexpedition oder die erste Planktonexpedition, ist im Kieler Museum archiviert.

Einzigartige Zeitreihen dokumentieren Klimawandel

Besonders wertvoll sind die einzigartigen Zeitreihen aus Nord- und Ostsee, die die Fauna über fast 200 Jahre dokumentieren. Sie erlauben heute historische Rückblicke auf Klimawandel und Faunenveränderungen seit Mitte des 19. Jahrhunderts.

Jubiläumsjahr mit vielfältigem Programm

Das Jubiläumjahr 2025, sowie auch der 200. Geburtstag von Karl August Möbius am 7. Februar 2025, sind Anlass zum Feiern und Zurückblicken. Gleichzeitig soll aber auch nach vorne geblickt werden: Welche Bedeutung hat das Museum heute? Wie wird mit historischen Sammlungen umgegangen und was bedeuten sie für die moderne Forschung?

Die geplanten Veranstaltungen spannen einen Bogen vom Gebäude und seiner Architektur über Vorträge, die die Bedeutung von wissenschaftlichen Sammlungen heute beleuchten, bis hin zu Kammerkonzerten mit Komponisten, die einen Kieler oder sogar Museumsbezug haben. Mehr Informationen zum 250 jährigen Jubiläum des Museums findet Ihr übrigens hier.

Faszinierende Mittwochabendführungen im Museum

Das Museum lädt zu spannenden und ungewöhnlichen Mittwochabendführungen ein. Das Programm bietet faszinierende Themen, bei denen die Teilnehmer exklusiv einzigartigen Objekten aus den Sammlungen begegnen können.

Die Führungen gewähren einen besonderen Blick hinter die Kulissen und präsentieren Exponate, die sonst nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Erfahrene Museumsmitarbeiter führen durch die Ausstellungen und erklären die Hintergründe und Geschichten der ausgewählten Objekte.

Die Themen sind vielfältig und reichen von historischen Ereignissen über Kunst und Kultur bis hin zu naturwissenschaftlichen Phänomenen. Jede Führung verspricht, die Teilnehmer mit überraschenden Fakten und faszinierenden Geschichten zu begeistern.

Die Mittwochabendführungen richten sich an ein breites Publikum. Sie sind nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder ab 8 Jahren geeignet. So können Familien gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen und die Faszination des Museums erleben.

Die Führungen finden einmal im Monat mittwochs statt und beginnen um 20.00 Uhr. Einlass ist bereits ab 19.30 Uhr. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 6 Euro. Die nächsten Termine lassen sich hier einsehen.

Tickets sind an der Museumskasse erhältlich oder können im Voraus online erworben werden. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird eine rechtzeitige Anmeldung empfohlen.

Das Museum freut sich darauf, viele neugierige Besucher begrüßen zu dürfen und mit ihnen außergewöhnliche und spannende Abende zu verbringen. Lassen Sie sich überraschen und tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Museumssammlungen!

Öffnungszeiten und Preise

Das Museum hat von Dienstag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Am Samstag können Besucher von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr die Ausstellungen erkunden, während sonntags und an Feiertagen (außer montags) das Museum von 12.00 Uhr bis 16.00 Uhr seine Pforten öffnet. Montags bleibt das Museum geschlossen.

Der Eintritt für Erwachsene beträgt 8 €. Ermäßigte Tickets für Kinder von 6 bis 16 Jahren, Schüler, Studierende, Menschen mit Behinderung und Rentner (mit entsprechendem Nachweis) kosten 5 €. Familien können von einer günstigen Familientageskarte für 20 € profitieren. Wer das Museum häufiger besuchen möchte, kann eine Jahreskarte für 70 € erwerben, die auch für Familien gilt.

Besondere Ermäßigungen gibt es für Inhaber des Kiel-Passes, Geflüchtete und Studierende der Biologie, die freien Eintritt erhalten. Das Zoologische Museum möchte allen Menschen einen Zugang zu seinen Ausstellungen ermöglichen, weshalb bevorzugt Geringverdienende mit Nachweis sowie Geflüchtete von freiem Eintritt profitieren.

Bitte beachtet, dass aus technischen Gründen nur Barzahlung möglich ist.


Ein Erlebnis für die ganze Familie

Das Zoologische Museum in Kiel bietet mit seinen abwechslungsreichen Ausstellungen und dem breiten Angebot an Führungen und Workshops ein unvergessliches Erlebnis für Besucher jeden Alters. Taucht ein in die Welt der Tiere und lasst Euch von der Vielfalt der Natur begeistern!

Weitere Informationen zu aktuellen Ausstellungen und Veranstaltungen finden Sie auf der Website des Museums.

Ortsinformationen

Zoologisches Museum der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Hegewischstraße 3
24105 Kiel
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