Kieler Sprotten: Die traditionelle Fischspezialität aus dem Norden

Die Kieler Sprotte ist eine der bekanntesten Fischspezialitäten Schleswig-Holsteins und hat sich über Jahrhunderte hinweg zu einem echten kulinarischen Wahrzeichen der Region entwickelt. Diese geräucherte Delikatesse begeistert nicht nur Einheimische, sondern wird auch über die Grenzen Norddeutschlands hinaus exportiert und geschätzt.

Geräucherte Fische mit goldener Kruste auf einem Teller
Kieler Sprotte, © iStock.com / dirkr

Was ist eine Kieler Sprotte?

Die Kieler Sprotte ist eine Fischspezialität, die durch das Räuchern der Sprotte hergestellt wird. Bei der Sprotte handelt es sich um einen heringsartigen Seefisch, der nur selten größer als 20 Zentimeter wird. Für die Herstellung verwendest du bevorzugt kleinere Exemplare von etwa 10 Zentimetern Länge und ungefähr 25 Gramm Gewicht. Gelegentlich kommen auch junge Heringe zum Einsatz.

Die traditionelle Herstellung echter Kieler Sprotten

Echte Kieler Sprotten werden nach jahrhundertealter Tradition im sogenannten Altonaer Ofen über Buchen- und Erlenholz geräuchert. Dieser spezielle Räucherprozess verleiht den Sprotten ihren charakteristischen, unverwechselbaren Geschmack. Das Buchenholz sorgt für eine milde Rauchnote, während das Erlenholz dem Fisch eine besondere Würze verleiht.

Leider ist dieser traditionelle Ofen vielerorts modernen, gasbefeuerten Räucheröfen gewichen. Mit dieser Modernisierung geht jedoch ein gutes Stück des typischen Geschmacks verloren. Für die Bezeichnung "Echte Kieler Sprotten" müssen die Fische zudem aus dem Großraum der Kieler Bucht stammen.

Die Herkunft der Sprotten heute

Heute wird die Sprotte in ökonomisch nicht mehr relevanten Mengen in der Ostsee um Kiel gefangen. Vor über 100 Jahren sah die Situation völlig anders aus. Alfred Brehm schrieb 1884: "Auch an unseren Küsten, insbesondere an denen der Ostsee, werden alljährlich viele, bei Eckernförde allein durchschnittlich etwa sechzehn Millionen Sprotten gefangen."

Die größten Anlandungen stammen heutzutage aus der Nordsee und dem Nordost-Atlantik.

Wie du Kieler Sprotten richtig genießt

Kieler Sprotten gelangen typischerweise in flachen Kisten aus rohem Holz in den Handel. Du kannst sie vollständig verzehren, inklusive Kopf und Schwanz ("mit Kopp un Steert"), da die Gräten sehr weich und fein sind.

Üblicher ist es allerdings, den Kopf, den Schwanz und die Hauptgräten nicht mitzuverzehren ("Kopp un Steert sünt nix weert"). Dazu trennst du zunächst den Kopf ab, fasst die Sprotte mit Daumen und Zeigefinger und drückst sie an Bauch und Rücken leicht an. Nun kannst du den Schwanz mit der Hauptgräte vorsichtig herausziehen, ohne den Sprottenkörper zu öffnen.

Die umstrittene Namensherkunft

Eine in Eckernförde verbreitete Geschichte besagt, dass die Sprotten ursprünglich dort hergestellt wurden und die Kisten auf dem Transportweg im Kieler Hauptbahnhof einen Versandstempel erhielten, der den Eindruck der Herstellung in Kiel erweckte.

Diese Geschichte entspricht jedoch nicht den historischen Fakten. Kieler Sprotten wurden bereits 1809 in der "Neusten Länder- und Völkerkunde" erwähnt: "Die Kieler Bücklinge und Sprotten werden sehr geschätzt." Ein noch älterer Beleg findet sich im Gedicht "Urians Reise um die Welt" von Matthias Claudius aus dem Jahr 1786: "D'rauf kauft' ich etwas kalte Kost / und Kieler Sprott und Kuchen."

Im übertragenen Sinne wird der Begriff "Kieler Sprotte" auch für einen alteingesessenen Bürger Kiels verwendet. In manchen Geschäften findest du eine Schokoladenversion, die durch Form und Verpackung in einer kleinen Holzkiste die Fischspezialität imitiert.

Weitere Empfehlungen