Solidarische Landwirtschaft: Das Konzept des Wurzelhofs Schinkel
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Der Wurzelhof Schinkel zeigt, wie moderne Landwirtschaft ohne Marktdruck funktioniert. Das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) verbindet Verbraucher direkt mit den Erzeugern und schafft eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land.

Was ist der Wurzelhof Schinkel?
Der Wurzelhof ist ein Bioland-Gemüsebaubetrieb in Schinkel bei Kiel. Der Hof entstand 1986, als 30 Anteilseigner eine vier Hektar große Ackerfläche erwarben. Heute bewirtschaftet der Betrieb zehn Hektar und beschäftigt 15 Menschen in Teil- oder Vollzeit.
Die Besonderheit liegt in der Eigentümerstruktur: Eine Ackergemeinschaft aus 60 bis 70 Personen besitzt die Flächen. Dieses Modell verhindert Bodenspekulation und sichert den langfristigen ökologischen Anbau.
Bodenpflege als Grundprinzip
Der Wurzelhof setzt auf Bodenpflege statt Pflanzendüngung. Ein ausgeklügeltes Fruchtfolge- und Gründüngungssystem imitiert natürliche Bodenprozesse. Pflanzen wie Klee oder Lupinen binden Stickstoff aus der Luft und tragen ihn in den Boden ein. Dadurch kann der Hof auf externe Stickstoffzufuhr verzichten.
Das Mulchsystem
Ein spezielles Mulchsystem fördert das Bodenleben und schützt die Pflanzen vor Austrocknung. Das Einbringen organischer Substanz wie Kleegras-Silage reduziert Beikräuter und macht Plastikfolien überflüssig. So entsteht Humus ohne externe Düngung und führt zu stabilen Erträgen.
Vermarktung über zwei Wege
Der Wurzelhof vermarktet seine Erzeugnisse über zwei Kanäle: Märkte und die Solidarische Landwirtschaft. Der Hof betreibt Marktstände in:
- Schinkel: dienstags 10.00 bis 14.00 Uhr
- Kiel Exerzierplatz: mittwochs und samstags 8.00 bis 13.00 Uhr
- Kronshagen: donnerstags 12.00 bis 18.00 Uhr
- Gettorf: freitags (April bis September 7.00 bis 12.00 Uhr, Oktober bis März 8.00 bis 12.00 Uhr)
Das Vollsortiment umfasst eigene Erzeugnisse und Produkte von regionalen Kollegen. Der Hof verzichtet bewusst auf Übersee-Produkte und bevorzugt kurze Transportwege.
Funktionsweise der SoLaWi
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Die Verbraucher (Solawistas) verpflichten sich für mindestens ein Jahr, einen Anteil der Produktionskosten zu zahlen. Dafür erhalten sie wöchentlich eine Kiste mit den verfügbaren Erzeugnissen. Die Produkte werden an Depots in der Region Kiel/Eckernförde geliefert.
Dieses System befreit die Erzeuger vom Marktdruck und Preisschwankungen. Die Solawistas können die Produktionskosten verlässlich decken und nachhaltig arbeiten.
Auszeichnung und Anerkennung
2020 erhielt die SoLaWi Schinkeler Höfe den Bundespreis Ökolandbau in der Kategorie "Erzeugung und Verarbeitung und/oder Vermarktung". Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft würdigte damit das innovative Konzept der Betriebskooperation.
Eigene Jungpflanzenanzucht
Der Hof baut ein professionelles Anzuchtgewächshaus auf. Eine Crowdfunding-Kampagne ermöglichte diese Investition. Das Gewächshaus schafft Unabhängigkeit vom Jungpflanzen-Großhandel und erweitert die Sortenwahl.
Vorteile für Verbraucher und Erzeuger
Die SoLaWi schafft direkten Kontakt zwischen Erzeugern und Verbrauchern. Die Solawistas erhalten frische, biologische Lebensmittel und können bei der Ernte mithelfen. Die Erzeuger arbeiten ohne Marktdruck und können langfristig planen.
Das Konzept verbindet ökologische Landwirtschaft mit sozialer Verantwortung. Die Verbraucher übernehmen Mitverantwortung für die Produktion ihrer Lebensmittel.
Der Wurzelhof Schinkel zeigt, wie Landwirtschaft jenseits des Marktes funktioniert. Das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft bietet eine Alternative zur industriellen Nahrungsmittelproduktion. Es verbindet ökologische Anbaumethoden mit sozialer Innovation und schafft eine direkte Beziehung zwischen Erzeugern und Verbrauchern.