Equal Care – Gleiche Bedingungen für Frauen in der Palliativversorgung

Den weltweiten "Equal Care Day" am 1. März nutzten die Koordinatorinnen und Koordinatoren ambulanter Hospizdienste aus Schleswig-Holstein bei ihrem Frühjahrstreffen im Rendsburger Martinshaus, um auf die Situation von Frauen in der hospizlichen und palliativen Versorgung aufmerksam zu machen.

Equal Care Day 2023, © Claudia Ohlsen / HPVSH
Equal Care Day 2023, © Claudia Ohlsen / HPVSH

In Schleswig-Holstein gibt es rund 50 ambulante Hospizdienste in allen Regionen des Landes; der Großteil von ihnen ist über die Krankenkassen finanziert.

Ambulante Hospizarbeit ist ein vor allem durch das Ehrenamt getragenes Angebot, das zu einem sehr hohen Prozentsatz von Frauen geleistet wird. Auch sind über 90 Prozent der pflegenden Angehörigen von schwerstkranken Familienmitgliedern wiederum Frauen, die damit die Hauptlast der Sorgearbeit tragen.

Denn immer noch werden zwei Drittel aller Pflegebedürftigen zu Hause versorgt – in der Regel von den Ehefrauen, aber auch von Töchtern und Schwiegertöchtern, manchmal unterstützt durch professionelle Pflegekräfte und Dienste. Wieder sind es also die Frauen, die damit ihre eigene berufliche Laufbahn zurückstellen, sich aufreiben zwischen Beruf und Fürsorge zu Hause und keine eigene auskömmliche Rente haben werden.

"Viel stärker als bisher muss diese Tatsache auch in der hospizlich-palliativen Arbeit sichtbar sein und den betroffenen Frauen, die oftmals über den Rand der eigenen Möglichkeiten gehen, eine Stimme gegeben werden", sagt Claudia Ohlsen, Geschäftsführerin der Landeskoordinierungsstelle Hospiz- und Palliativarbeit Schleswig-Holstein.

Für die Aufgabe, Menschen in ihrer letzten Lebensphase und ihre Angehörigen würdevoll zu begleiten, brauche es vor allem auch eine andere gesellschaftliche Wahrnehmung der Themen Sterben, Tod und Trauer und eine deutlich stärkere Anerkennung dessen, was oft genug im Verborgenen geleistet wird – und das ganz konkret auch bei den finanziellen Rahmenbedingungen.

Die Koordinator:innen der ambulanten Hospizdienste in Schleswig-Holstein setzen sich daher für eine bessere finanzielle Ausstattung von ressourcenfördernden und präventiven Maßnahmen für pflegende Angehörige ein. Auch und vor allem in der Zeit der Trauer, wenn die Betroffenen eine zuvor schon schwere Versorgungsphase hinter sich haben, unter körperlichen Beschwerden und mentaler Erschöpfung leiden, aber im Alltag wieder funktionieren müssen.

Die ambulante Hospizarbeit unterstützt hier auf vielfältige Weise mit ihren psychosozialen Angeboten. Doch auch Trauerarbeit kostet Geld und kann aktuell nur über Spenden finanziert werden. Denn Trauer an sich ist keine Krankheit und damit auch nicht abrechenbar. Hier muss es daher perspektivisch ein Umdenken und eine konkrete gesetzliche Regelung geben. Auch in diesem Bereich sind die langfristigen Folgen der Corona-Pandemie immer noch deutlich spürbar und die Bedarfe können kaum gedeckt werden.

Der "Equal Care Day" ist ein Aktionstag, der auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Fürsorgearbeit aufmerksam macht. Die Festlegung auf den 29. Februar, der als Schalttag nur alle vier Jahre stattfindet und in den Jahren dazwischen übergangen wird, weist darauf hin, dass Care-Arbeit als weitgehend "unsichtbare Arbeit" gilt, die oft nicht wahrgenommen und nicht bezahlt wird.

Der Hospiz- und Palliativverband Schleswig-Holstein e.V. (HPVSH) ist Dachverband und Interessenvertretung aller Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Schleswig-Holstein, in denen sich viele hundert Menschen ehrenamtlich, bürgerschaftlich und hauptamtlich engagieren. Er ist konfessionell und politisch unabhängig und verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke.

Im April 2017 wurde die Landeskoordinierungsstelle Hospiz- und Palliativarbeit Schleswig-Holstein (LKS) in Kiel eröffnet. Sie arbeitet unter der Trägerschaft des HPVSH und wird gefördert durch das Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein.

Quelle: Hospiz- und Palliativverband Schleswig-Holstein e.V.

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